Rohrbach Markt: Für ein lebenswertes Stadtteilzentrumm

Eine Dokumentation der Vorgeschichte des Umbaus am Rohrbach Markt finden Sie hier (PDF, 1,23 MB)

Geschafft: Rohrbach Markt ist umgebaut (28.11.2009)

Text: Hans-Jürgen Fuchs
Fotos: Raabe Hackbusch und Hans-Jürgen Fuchs

Acht Jahre war es mein Standardspruch bei vielen Projekten: „Noch ist Rohrbach Markt nicht umgebaut!” Jetzt muss ich mir wohl etwas Neues einfallen lassen (ich hätte da so eine Idee …). Am 28. November 2009 war es endlich so weit: Die Bauarbeiten am Rohrbach Markt sind abgeschlossen, ein acht Jahre langer Weg ging zu Ende. Einfach war das alles nicht. Es erforderte viel Arbeit, einen breiten Rücken – und einen dicken Schädel. Der Umbau am Rohrbach Markt war auch ein Lehrstück in Sachen bürgerschaftlichen Engagements. Das was realisiert wurde kann sich sehen lassen. Nahezu alle unsere Forderungen aus dem Jahre 2001 wurden erfüllt:

  • Der gesamte Bereich zwischen Rohrbach Markt und der ARAL-Tankstelle wurde neu gestaltet: Aufpflasterungen, Parkbuchten, viele Bäume, neue Beleuchtung. … Die Einfahrt in den Lindenweg wurde aufgepflastert, was zu einer Verlangsamung des abbiegenden Verkehrs führt und so Fußgängern eine sichere Querung ermöglicht …

  • Der „Knackpunkt", der Fußgänger-Überweg am Rohrbach Markt, wurde entschärft. Die beiden bisherigen Querungen wurden zu einer breiten Schneise zusammengelegt. Auf beiden Straßenseiten sorgen Bäume für eine optische Einengung der Straße und erhöhen das Sicherheitsempfinden der Menschen. …

  • An der Tankstelle sorgt ein neuer Fußgängerüberweg für mehr Sicherheit für Fußgänger.

  • Und: Es sind keine Parkplätze weggefallen. Das Anfahren der Geschäfte mit PKWs blieb uneingeschränkt gewährleistet.

Ursprünglich hatten wir zusätzlich gefordert, den Durchgangsverkehrs aus Rohrbach Markt zu verbannen und das Rechts-Abbiegen am Rohrbach Markt für den aus Süden kommenden Verkehr zu unterbinden. Diese Vorstellung mussten wir aber im Laufe des Prozesses aufgeben.

Mann betrachtet das Panorama des Markt vor dem Umbau

Einen Blick in die Vergangenheit ermöglichte ein 4-Meter-Panorama des Zustand im April 2007

Besucher vor dem Zelt

Viele Menschen folgten dem Aufruf Rohrbachs neues Zentrum zu feiern

 

Besucher im Zelt

Auch im Festzelt war es gerammelt voll

Kinder des Spielmannvereins

Ein Anruf genügte und der Spielmannszug kam …

Die Rohrbacher Kultband Nachbarschaftskrach

… und auch der Nachbarschaftskrach, der mittlerweile allüberall den Zusatz „Kultband” bekommt.

 

Es gab also tatsächlich zu feiern, und das taten wir auch bei einigen Reden, schöner Musik Gulasch und Kartoffelsupp und Freibier und -wein. Die Stadt hatte sich nicht lumpen lassen und viele Rohracherinnen und Rohrbacher kamen und feierten ihren neuen Markt.

Vor das Vergnügen hatten die Götter aber wie üblich Reden gestellt. Der erste Bürgermeister Stadel bedankte sich bei allen Beteiligten, Michael Jäger, Geschäftsführer der HSB und Andreas Burger, Geschäftsführer der ausführenden Firma Sax + Klee aus Mannheim schlossen sich gerne an. Uwe Bellm und Klaus Weirich berichteten aus ihrer Sicht als Baustellenbeauftragter und Planender von den Baumaßnahmen. Hans-Jürgen Fuchs für den punker und Bernd Frauenfeld für den Stadtteilverein ließen die Vorgeschichte des Umbaus, die Kämpfe, Erfolge und Rückschläge Revue passieren und zeigten, dass diese entscheidende Veränderung des Stadtteils nicht ohne einen riesigen ehrenamtlichen Einsatz im Stadtteil und Unterstützung seitens vieler Gemeinderäte möglich gewesen wäre. Sie bedankten sich vor allem bei den Rohrbachern Gernot Hois, Ursula Röper, Werner Hoffmann, bei den Gemeinderäten Karl Emer, Peter Holschuh, Margret Hommelhoff, Dr. Ursula Lorenz und Karlheinz Rehm, bei Beate Weber und Dr. Eckart Würzner und bei den Rohrbacher Bezirksbeiräten für die Unterstützung während der vergangenen acht Jahre.

Uwe Bellm

Uwe Bellm

Klaus Weirich

Klaus Weirich

Hans-Jürgen Fuchs

Hans-Jürgen Fuchs

Bernd Frauenfeld

Bernd Frauenfeld

Vor allem Uwe Bellm von ap88 und Klaus Weirich bekamen reichlich Lob zu hören. Mit Baubeginn im Mai 2008 war die Sache für die meisten von uns gelaufen. Nicht so für Klaus Weirich, für den die Arbeit als Baustellenbeauftragter nun erst richtig begann. Und auch nicht für Uwe Bellm, der weiterhin um jeden Baum kämpfte, die Verlegetechnik des Pflasters prüfte und bis ins Kleinste auf der Realisierung der Pläne bestand. Bei vielen anderen Projekten bleiben entscheidende Details im letzten Moment auf der Strecke. Uwe Bellm hat das durch seine ständige Präsenz verhindert. Und Klaus Weirich hielt ihm den Rücken frei und sorgte dafür, dass Anwohner und Gewerbe nicht unnötig belastet wurden. Vor allem diesen beiden ist es zu verdanken, dass aus einer guten Initiative und guten Plänen ein gutes Ergebnis wurde …

Rohrbach Markt wird grün … (22. April 2009)

Die ersten Bäume wurden gepflanzt …

von Hans-Jürgen Fuchs

Pünktlich zur Jahreshauptversammlung 2009 des punker war es so weit: Die ersten Bäume auf der Platzfläche am Rohrbach Markt wurden gepflanzt. Es sind bereits recht große Platanen, die die im Spätherbst gepflanzent Bäume in der Karlsruher Straße ergänzen und es erstmals sichtbar machen: Unser neuer Stadtteilmittelpunkt wird richtig grün.

 

Bereits im Spätherbst gepflanzt: Bäume in der Karlsruher Straße

Bereits im Spätherbst gepflanzt: Bäume in der Karlsruher Straße

Der erste Baum auf der Platzfläche wird gesetzt

Der erste Baum auf der Platzfläche wird gesetzt

 

Weitere Bäume warten bereits …

Weitere Bäume warten bereits …

Kopfsteinpflaster

Teile des Platzes sind bereits mit Kopfsteinpflaster verschönert …

Rohrbach Markt doch angebaggert ... (22. April 2008)

von Hans-Jürgen Fuchs

Mit einem symbolischen Spatenstich haben die Umbauarbeiten am Rohrbach Markt begonnen.

Spaten stecken in einem Sandhügel

Spaten für das Fußvolk ...

Die Begrüßungsrede hielt Raban von der Malsburg, der sich einen reibungslosen Bauverlauf erhofft und andernfalls böse Leserbriefe aus dem Ruhestand schreiben will. Beim anschließenden Ersten-Spatenstich-Event waren diverse Stadträte diverser Fraktionen die ersten. Davon gibt es aber kein Foto, da der Autor seinen vollem Einsatz dem Erringen eines Spatens widmete - gemeinsam mit der Bezirksbeirätin Karin Weidenheimer.

Raban von der Malsburg sitzt im Bagger

Raban sitzt im Bagger...

Raabe Hackbusch  sitzt auch im Bagger

Raabe auch

Raban von der Malsburg hatte es einfacher. Er durfte bekam schweres Gerät in die Hände und konnte damit einer zentralen Forderung aus dem Stadtteil nachkommen, den Markt anzubaggern statt anzubuddeln.

punkers durften zwar nicht baggern, schlichen sich aber wenigstens mal dekorativ auf den Führerstand.

Alle waren overdressed - außer Klaus Weirich, der gleich im Blaumann kam. Aber der muss ja auch Baustellenbeauftragter sein: Ansprechpartner für alle großen und kleinen Sorgen der Anwohner.

Rabans schönste Bürgerversammlung (10. April 2008)

Öffentliche Informationsveranstaltung zur Neugestaltung des Rohrbach Markt

von Hans-Jürgen Fuchs

Die Baucontainer stehen bereits - am 21. April beginnen die Bauarbeiten zur Neugestaltung des Rohrbach Markt. Vor deren Beginn lud die Stadt Heidelberg am Donnerstag, 10. April alle Interessierten – im Besonderen alle von der Baumaßnahme betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Gewerbetreibenden – zu einer Informationsveranstaltung in die Eichendorffhalle. Eine Menge Leute folgten der Einladung.

voll besetzter Saal

Der erste Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg, der Planer Uwe Bellm vom Rohrbacher Architektenbüro ap88, Vertreter des Tiefbauamtes der Stadt Heidelberg, der Stadtwerke Heidelberg, der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft sowie der Ämter für Verkehrsmanagement und für Wirtschaftsförderung, die Bauleitung und die Baufirma informierten über Baumaßnahme und Bauablauf und standen für Fragen zur Verfügung.

Uwe Bellm am Mikrofon und Raban vo der Malsburg

Gefragt wurde viel, die aushängenden Pläne lieferten Stoff für viele Gespräche. Doch, erstaunlich, es waren kaum kritische Stimmen zu vernehmen. Allenfalls Details wurden hinterfragt. Insgesamt aber war ein großer Konsens vorhanden: Rohrbach freut sich auf sein neues zentrum. Das spürte auch Raban von der Malsburg, der die Situng mit Humor und Sympathie leitete. Nach eineinhalb Stunden schloss er deren offiziellen Teil mit den Worten: „Das war meine bisher schönste Bürgerversammlung!” So ist das: Wir können kräftig streiten in und für Rohrbach, aber wir können Kompromisse finden und damit etwas in Gang setzen ...

Menschen diskutieren die Umbaupläne

Menschen diskutieren die Umbaupläne

Lesen Sie die Vorgeschichte als Dokumentation im neuen Sonder-Papierpunker (PDF, ca. 1,2 MB)

Rohrbach Markt, das Sanierungsgebiet
und das Geld (24. März 2008)

von Ursula Röper

Nun gibt es schon wieder neueste Nachrichten zum Thema Rohrbach Markt. Durften wir bisher erfreut und fast verwundert zur Kenntnis nehmen, dass die Stadt das Unternehmen Rohrbach Markt jetzt zügig umsetzt und der Gemeinderat auch trotz erhöhter Kosten alles einstimmig durchwinkt, erfahren wir jetzt den Grund dafür: Im Februar 2008 (!) im Bezirksbeirat, kurz danach im lokalsten Teil unserer Lokalzeitung hören und lesen wir, dass ein großer Teil der Kosten für die  Umbaumaßnahme Rohrbach Markt aus dem Topf für die Stadtteilsanierung Rohrbach genommen werden soll! Und dass ja eigentlich für das Sanierungsgebiet nicht mehr viel Geld da sei, da weniger Fördergelder gekommen seien als geplant. Aber wir sollten uns erst mal keine Sorgen machen …

Wir meinen: Das ist Betrug am Stadtteil.

Ein Sanierungsgebiet wird beantragt, die GGH beauftragt, Bürgerversammlungen einberufen, Umfragen gemacht, ein Architekturbüro macht aufwendigste Umfragen, erstellt Broschüren, schlägt wunderbare Konzepte vor, wie Alt-Rohrbach aufgewertet werden kann: Die Beleuchtung! Die Bach! Die öffentliche Möblierung!  Rohrbach freut sich. Perspektiven!

Die Eigentümer sollen zu Verschönerungs- und Umbaumaßnahmen motiviert werden – und bekommen vorläufig erst mal nur Vorschriften gemacht.
Und dann? Außer Spesen nix gewesen? Oh ja, hieß es, man könne ja Gelder nachbeantragen in den nächsten Jahren. Wir beantragen sofort, und nicht erst in den nächsten Jahren: Eine Offenlegung der finanziellen Planung! Und eine finanzielle Beteiligung der Stadt am Konzept des öffentlichen Raumes in Rohrbach und seiner Umsetzung!

Liebe Rohrbacherinnen und Rohrbacher! Kommt zu der Info-Veranstaltung der Stadt am 2. April 2008 in die Eichendorff-Halle. Und lasst Euch genau erklären, was ein Sanierungsgebiet ist. Und ob die Stadt es überhaupt ernst meint damit.

Und wenn es nur Mittel zum Zweck der Finanzierung von Rohrbach Markt ist …

… werden wir uns zur Wehr setzen.

Rohrbach Markt wird umgebaut
Einstimmige Entscheidung im Gemeinderat
(20. Dezember 2007)

von Hans-Jürgen Fuchs

Nun ist es amtlich: Der Umbau von Rohrbach Markt beginnt nächsten April. In seiner Sitzung am 20. Dezember folgte der Gemeinderat den einstimmigen Empfehlungen des Rohrbacher Bezriksbeirats (25.10.2007), des Bauausschusses (27.11.2007) und des Haupt- und Finanzausschusses (5.12.2007). Ohne Gegenstimmen wurde die Ausführungsgenehmigung erteilt und die für den Umbau notwendigen Mittel in Höhe von 4.466.000,00 € bewilligt.

Simulation des Vorschlags vom Balkon der Badischen Beamtenbank

In 2008 wird vor allem im Bereich der Karlsruher Straße/Nordseite gearbeitet werden. Hierbei bleibt der Bereich Römerstraße/Karlsruher Straße (Rathausstraße bis zur Straße Am Rohrbach) wegen Mehrbelastungen durch die Arbeiten in der Rohrbacher Straße ohne Einschränkungen befahrbar. In 2009 wird schwerpunktmäßig der Platzbereich ausgebaut. Die Bäume für den Platz sind bestellt und wachsen bereits in Ladenburg. Nach Abschluss der Arbeiten wird das Rohrbacher Zentrum deutlich verändert sein, grüner und schöner. Auch einige Dauerbrennerthmen werden beendet sein, so sieht das Konzept u.a. eine Fußgängerampel an der Straße Am Rohrbach vor (Nähe ARAL-Tankstelle).

Mehr zum Projekt ...

Die Umgestaltung am Rohrbach Markt kommt (langsam) voran ... (21.6.2006)

Konzept für Rohrbach Markt passiert Bezirksbeirat und Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss

von Hans-Jürgen Fuchs

Das Konzept für die Umgestaltung von Rohrbach Markt hat zwei weitere Hürden genommen: Bezirksbeirat und Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss verabschiedeten es dieser Tage einstimmig.

Plan des gesamten Platzes

Plan des Platzes

In beiden Gremien stellten Uwe Bellm von der Architektenpartnerschaft ap88 und Horst Radiesals Vertreter des Ingenieurbüros Kittelberger, einen Vorschlag vor, der die Vorgaben der stürmischen Bezirksbeirat-Sitzung vom Juli 2005 umsetzt. Das Konzept sieht eine großflächige Bepflasterung des Platzes mit den Dioritpflaster-Steinen vor, die bei der Sanierung der Rohrbacher-/Karlsruher-Straße „gewonnen“ werden könnten. Viele Bäume sollen den Platzcharakter hervorheben und einen attraktiven Stadteingang schaffen. Zugleich würde damit dem aus Süden in die Stadt einfahrenden Verkehr signalisiert, dass er nun in ein Wohngebiet einfährt. Eine breite Fußgängerfurt würde den westlichen und den östlichen Teil Rohrbachs verbinden. Die Einfahrt in den Rohrbach Markt von Süden bliebe gewahrt, allerdings auf der Trasse der Straßenbahn und durch ein verkehrsberuhigtes Gebiet. Weitere Bäume würden den Weg bis zur Straße Am Rohrbach säumen und damit das gesamte Rohrbacher Zentrum aufwerten. Nun muss noch der Gemeinderat entscheiden, in seiner Sitzung am 6. Juli.

Modell aus der Vogelperspektive

Das Modell aus der Vogelperspektive (unten: Die Rathausstraße, rechts: Zwei Straßenbahnzüge an der neuen Haltestelle)

Modell aus der Vogelperspektive

Das Modell aus der Vogelperspektive (im Vordergrund: Die Rathaustraße, am linken Bildrand: Die Badische Beamtenbank)

Hauptdiskussionspunkte waren die geplante Abbiegespur von Süden kommend aus der Karlsruher Straße in den Rohrbach Markt und die Breite, bzw. Lage der Fußgängerquerung über die Römerstraße. Die Abbiegespur lehnte alle Redner im Bezirksbeirat ab, da sie den ortsunkenntigen Autofahrern ein falsches Signal setze. Schließlich solle der Rohrbach Markt verkehrsberuhigt sein und vom Durchgangsverkehr entlastet werden. An er Größe, bzw. der Lage der Fußgängerfurt über die Römerstraße bemängelten die Redner, dass eine geradlinige Querung von der südlichen Seite der Heinrich-Fuchs-Straße in Richtung Rathaustraße nicht möglich sei. Die Planenden entgegneten, dass eine noch breitere Furt die Rotphase für den PKW-Verkehr auf der Römerstraße zu lang werden ließe. Außerdem würde eine Furt, die auch noch über die gesamte Heinrich-Fuchs-Straße reichen würde die Fußgänger gefährden, da sie möglicherweise in Konflikt kämen mit PKWs, die noch bei Grün die Ampeln von Norden kommend passieren und dann quasi über den Fußgängerbereich in die Heinrich-Fuchs-Straße einfahren würden. Die Fußgänger würden zudem auf der östlichen Seite nur auf einen schmalen Zipfel Platz treffen, dicht bei der Einfahrt der Straßenbahn.

Simulation des Vorschlags vom Balkon der Badischen Beamtenbank

Simulation des Vorschlags aus der Haltestelle am Rohrbach Markt

Simulation des Vorschlags vom Balkon der Badischen Beamtenbank und aus der Haltestelle am Rohrbach Markt

Interessant war die Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss-Sitzung nicht nur von der Sache her. Schließlich fand sie parallel zum letzten Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft in der Fußballweltmeisterschaft statt. Zunächst wurden Tore per Zeichensprache in die Sitzung übermittelt, doch kurz vor Ende der 1. Halbzeit, just bei meinem Statement, als Abgesandter des Bezirksbeirat, verschwanden die Architektenpläne von der Großleinwand im neuen Sitzungssaal des Rathauses und die Länderspielübertragung wurde eingeblendet. Das war wohl so faszinierend, das die anwesende Presse in ihrem Zweispalter am folgenden Tag völlig vergaß, über den Inhalt der Sitzung ein Wort zu verlieren und nur über die fußballerischen Aspekte der Sitzung berichtete ...

Wo hängt´s? Immer noch keine Bewegung am Rohrbach Markt (11.3.2006)

von Hans-Jürgen Fuchs

„Ich bin eine wütende Rohrbacherin und fordere die Verantwortlichen der Stadtverwaltung und des Gemeinderats auf, wach zu werden. Rohrbach ist auch Heidelberg. Hier leben mehr als 14.000 Heidelbergerinnen und Heidelberger und wir werden mehr, denken Sie an die 600 Wohneinheiten im Furukawagelände. Auch wir haben das Recht auf ein gutes Wohnumfeld und einen gemeinsamen Stadtteilkern. Schluss jetzt mit Projektskizzen und Verkehrskonzeptdiskussionen! ...”

So endete ein Aufruf an die Stadtverwaltung, den unser Mitglied Valentina Schenk im März letzten Jahres verfasst hatte. Nun, seither ist einiges passiert. Vor allem wurde geredet. Und geplant. Nur davon merken wir hier nichts. Gebaut wurde jedenfalls nichts. Es gäbe viel zu bedenken. Hört man. Der eine und die andere sei zu hören. Dies zu beantragen und jenes. So sei da halt.

Wir hören – und staunen über anderes. Zum Beispiel, wenn wir lesen, das manche Dinge recht flott gehen. So möchte Herr Hopp, der viel Geld hat (das sei ihm gegönnt) ein Bundesligastadion in Heidelberg bauen. Zwar hat er noch keine Mannschaft. Aber: Kommt Stadion kommt Mannschaft. Und: Kommt Hopp, kommt Stadion. 2008 soll es fertig sein. Man hört, das Stadtplanungsamt arbeite quasi nur noch an diesem Projekt.

So war das auch weiland bei Heidelberg Druck. Die hatten auch mal viel Geld (das war ihnen gegönnt). Die wollten eine Print Media Akademie – und haben sie gekriegt. Hopp-La-Hopp quasi. Da wurden Straßenbahnschienen verlegt und ein Glaskubus gebaut. Alles in einer Zeit, in der für den Rohrbach Markt noch nicht einmal die Vorgespräche abgeschlossen waren. Nun steht die PMA. Und davor steht ein Pferd. Das Geld allerdings ist weg. Und Mehdorn auch. Der will nun von Berlin aus wieder Schienen verlegen. Diesmal an unserer Metropolregion vorbei (das sei ihm nicht vergönnt!). Und neben der PMA klafft ein Loch, in dem der Kommentar-Tor einmal gewohnt hat. In dem Haus, das früher da stand natürlich. Aber das ist eine andere Geschichte und die gehört nicht hierher.

Zurück zum Rohrbach Markt, an dem die Bagger immer noch nicht stehen. Für die nächste Bezirksbeiratssitzung (Mittwoch, 22. März 2006, 18:00 Uhr, Altes Rathaus Rohrbach, Rathausstraße) wurde die Beratung einer Beschlussvorlage beantragt. Mal sehen, ob die Zeit ausgereicht hat. Denn das Stadtplanungsamt hat ja auch noch anderes zu tun. Und wir haben zwar viel für das Projekt gearbeitet, wir haben viele Befürworter und Unterstützer. Aber leider nicht viel Geld (obwohl man das uns auch gönnen würde). Und man kennt das ja: Ohne Moos nix los.

Der Rohrbacher Stadtteilverein jedenfalls ist skeptisch. Sein Vorsitzender Bernd Frauenfeld schrieb dieser Tage einen Brief an das Stadtplanungsamt. Nicht wegen der Bezriksbeiratssitzung, sondern wegen der ebenfalls bevorstehenden Jahreshauptversammlung des Stadtteilvereins. Da möchte er schon gerne wissen, was sich getan hat in den letzten 12 Monaten, wie es steht mit unserem „Projekt `04” . Das wir vor vier Jahren so getauft hatten, weil der Erste Bürgermeister Raban von der Malsburg Anfang 2002 gemeint hatte, der Umbau sei mit gutem Willen 2004 zu realisieren. Zeit ist relativ, wissen wir spätestens seit dem Einsteinjahr. Unser Verständnis und unsere Geduld jedoch sind begrenzt.

der punker dokumentiert den Brief des Stadtteilvereinsvorsitzneden im Folgenden im Wortlaut.

Umsetzung des Bauvorhabens Umbau Rohrbach-Markt

Sehr geehrte Frau Friedrich,

auf diesem Wege möchte ich, in Ansehung der kurz bevorstehenden Jahreshauptversammlung des Stadtteilvereins Rohrbach im Hinblick auf den Sachstand der Planung des im Betreff genannten Vorhabens nachfragen.

Ich komme an dieser Stelle nicht umhin, meine Besorgnis dahingehend zum Ausdruck zu bringen, dass nach immerhin einstimmiger Billigung der Maßnahme durch den Gemeinderat hier keinerlei erläuternde Informationen an die Initiatoren der Maßnahme, so insbesondere auch den Stadtteilverein Rohrbach gegeben werden. Gerade im Hinblick auf die genehmigten Haushaltsmittel und die nicht unerhebliche zeitliche Verzögerung besteht hier insbesondere die Angst, dass eine tatsächliche Umsetzung nicht oder nicht zeitnah erfolgen wird. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie hierzu erläuternd Stellung nehmen könnten.

Gerade im Hinblick auf der Presse zu entnehmende Großvorhaben, bei denen in zeitlicher Hinsicht überraschend kurze Wege beschritten werden, wird angefragt, wann mit einem immerhin ursprünglich als Projekt 2004 überschriebenen Umbau gerechnet werden kann.

Der Unterzeichner ist seinen Mitgliedern in der Frage der Umsetzung der Maßnahme im Wort, ich bitte Sie deshalb, mir die erbetenen Informationen möglichst kurzfristig zukommen zu lassen. Gerne bedanke ich mich vorab für Ihre Mühe und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Bernd Frauenfeld, Stadtteilverein Rohrbach, 1. Vorsitzender

Rohrbach Markt wird (immer noch) umgebaut! (13. Mai 2005)

Bezirksbeirat beschließt Kompromiss einstimmig

Ein kommentierender Bericht von Hans-Jürgen Fuchs

Eigentlich war schon alles entschieden. Da aber einer Reihe von Gewerbetreibenden am und um den Rohrbach Markt in allerletzter Minute aufgefallen war, das in Heidelberg auch Projekte realisiert werden können, musste der Bezirksbeirat noch einmal antreten.

Da die Debatte im Vorfeld sehr emotional und mit teils harten Bandagen geführt worden war, hatte OB Beate Weber selbst die Leitung der Veranstaltung übernommen. Sie betonte in Ihrer Einleitung, dass am Rohrbach Markt erheblicher Handlungsbedarf bestünde. Zudem lobte sie ausdrücklich das Engagement von Stadtteilverein, punker und anderen als vorbildliche bürgerschaftliche Initiative. Damit sandte sie eindeutige Signale in Richtung auf die zahlreich erschienenen Gewerbetreibenden, die in Flugblättern und Briefen den Vorwurf erhoben hatten, nicht informiert worden zu sein (mehr dazu...).

Annette Friedrich, Leiterin des Stadtplanungsamtes stellte im Anschluss die von Bezirksbeirat und Stadtplanungsausschuss beschlossene Variante noch einmal vor. Danach erteilte die OB mir als Mitinitiator und Vertreter des Bezirksbeirats im Stadtplanungsausschuss das Wort und bat mich, den bisherige Werdegang des Projektes noch einmal darzustellen (mehr dazu...) – was mir auch Gelegenheit gab, ein Wort gegen Unwahrheiten und persönliche Angriffe im Vorfeld der Debatte zu sagen. Unterstützung kam von Seiten der CDU-Rätin Karin Weidenheimer, die ausdrücklich betonte, dass der sogenannte Auftritt eines „grünen Bezirksbeirates“ im Stadtentwicklungsausschuss im Auftrag und im Sinnes des gesamten Bezirksbeirats erfolgt sei. Nichtsdestotrotz betonten die Vertreter des Bezirksbeirats, wolle man die Bedenken der Gewerbetreibenden ernst nehmen.

Diese, die Gewerbetreibenden, erhielten nun auch ausführlich Gelegenheit zu Stellungnahmen. Dabei wurden zunächst die bekannten Vorwürfe, man sei nicht informiert worden, wiederholt. Da nützte auch der Verweis auf unsere Veranstaltungen und Gespräche nichts, der Hinweis auf über ein Dutzend mehrspaltige RNZ-Artikel. Selbst wörtliche Zitate prallten ab. Durch unverantwortliche Statements der sogenannten Interessengemeinschaft Rohrbach Markt im Vorfeld der Sitzung waren Emotionen geschürt worden. So war immer wieder von einer Vollsperrung der Straße am Rohrbach Markt und der Umwandlung der Rathausstraße in eine Sackgasse die Rede, Dinge, die niemand jemals gefordert hatte und die auch nicht Bestandteil des Beschlusses gewesen waren.

Es wurde in den Aussagen vieler aber auch deutlich, dass der weitaus überwiegende Teil der anwesenden Gewerbetreibenden Veränderungen und Verbesserungen am Rohrbach Markt sehr wohl begrüßen würde. Lediglich das vorgesehene Abbiegeverbot von Süden kommen weckte Befürchtungen wirtschaftlicher Nachteile.
Eine Sitzungsunterbrechung verschaffte den Bezirksbeiratfraktionen Gelegenheit, sich auszutauschen und einen Kompromissvorschlag zu besprechen. Dieser sieht vor, den Umbau in der vorgesehenen Weise zu realisieren, aber das Abbiegen von Leimen kommend für den Zielverkehr weiterhin zu ermöglichen. Allerdings soll der Autoverkehr auf den Gleisen der Straßenbahn geführt werden und die Zone durch Aufpflasterungen und andere bauliche Maßnahmen als Wohn- und Einkaufsbereich zu kennzeichnen. Ziel ist es, dadurch zu einer entscheidenden Verkehrsberuhigung zu kommen. Zudem sollen 6 Monate nach der Freigabe des Platzes Zählungen stattfinden, wie viel des dann noch anfallenden Verkehrs tatsächlich Ziele in Rohrbach und am Rohrbach Markt ansteuert. Diese Informationen sollen dann in (öffentlicher) Sitzung im Bezirksbeirat diskutiert werden.

Mit dieser Lösung waren schließlich alle Bezirksbeiräte einverstanden. Es gab keine Gegenstimmen oder Enthaltungen. Auch ein Großteil der Gewerbetreibenden zeigte sich erleichtert und zufrieden. Dass es dazu kam, ist nicht zuletzt der Oberbürgermeisterin zu verdanken. Sie leitete die Sitzung souverän und ruhig. Jeder kam zu Wort, auch wenn er zum x-ten Mal die Litanei von der Unkenntnis sang. Die Umbaugegner hatten so das Gefühl, ernst genommen zu werden, zumal auch der Bezirksbeirat ruhig zuhörte. OB Weber verhehlte trotzdem nie ihre Sympathie für die Bürger, die die Initiative zum Umbau ergriffen hatten. Eine Hürde muss das Projekt nun noch nehmen: Die Abstimmung im Gemeinderat am 2. Juni ab 17:00 Uhr.

Wer hat nun gewonnen? Und wer hat sein Gesicht verloren, wie es die RNZ im Vorfeld mutmaßte?

Halten wir erst einmal fest, was erreicht wurde: Rohrbach Markt wird umgebaut, die breite Fußgängerfurt zwischen West und Ost wird realisiert, der gesamte Bereich von der Karlsruher Straße bis zur Tankstelle wird einbezogen, die Straßenbahnhaltestelle wird an den früheren Platz, vor die Geschäfte am Rohrbach Markt verlegt. Dadurch entsteht im Westen eine größere zusammenhängende Platzfläche, die mit Bäumen etc. aufgewertet und gegen den Verkehr auf der B3 abgeschirmt werden soll. Der Autoverkehr wird deutlich verlangsamt. Auf der Karlsruher Straße wird es keine Abbiegespur mehr geben. Ein Einfahren in den Rohrbach Markt ist nur noch auf der Straßenbahntrasse möglich, d.h. hinter den Bahnen. Die Fußwege werden deutlich breiter, Möglichkeiten für die Geschäfte eröffnen sich, Tische u.ä. rauszustellen. Die Aufenthaltsqualität wird insgesamt entscheidend erhöht. Also haben wir gewonnen?

Andererseits war das Sperren des Abbiegens von Süden kommend von uns immer als Essential angesehen worden. Das wurde nicht erreicht. Die Kampagne der IG hat in letzter Minute eine Lösung verhindert, von der wir nach Jahre langen Diskussionen überzeugt waren, dass sie die beste sei. Also hat die IG doch gewonnen?
Wer die Sitzung des Bezirksbeirats verfolgte, weiß, dass es mit einer Mehrheit von SPD und GAL möglich gewesen wäre, das ursprüngliche Konzept durchzupauken. Auch im Gemeinderat hätten wir wahrscheinlich eine Mehrheit erhalten. Nur: Zu welchem Preis? Unsere Arbeit in den letzten Jahren war immer auf Offenheit, Integration und Konsens gerichtet. Unser Ziel war und ist eine Belebung des Stadtteils und das Stützen des örtlichen Gewerbes. Wenn unser Vorschlag offensichtlich von einer Mehrheit des unmittelbar betroffenen Gewerbes nicht mitgetragen wird, wenn angesichts dessen die örtliche CDU sich nicht mehr in der Lage sieht, den Abbiegeverbotsvorschlag mitzutragen, dann wäre jedes „jetzt erst recht“ einfach nur dumm gewesen. Ein Kompromiss, der uns einen Großteil unserer Vorstellungen realisieren lässt, ohne die anderen vor den Kopf zu stoßen ist deshalb die beste Lösung. Damit bleibt das Projekt Rohrbach Markt ein gemeinsames – über alle Partei- und Interessensgrenzen hinweg.

Die Frage danach, wer wo Gesichtsverluste erleidet ist also eine typisch journalistische. Hier geht es nicht um Image, sondern darum, etwas zu realisieren. Gewonnen hat also letztlich der gesunde Menschenverstand – und das Rohrbacher Zentrum.

Stopp in letzter Minute? (29. April 2005)

Umbau Rohrbach Markt von der Tagesordnung des Gemeinderats genommen

Bericht und Kommentar auch in eigener Sache von Hans-Jürgen Fuchs

Sollte eine sogenannte Interessensgemeinschaft Rohrbach Markt tatsächlich in letzter Minute in der Lage sein, den Umbau am Rohrbach Markt noch zu verhindern? Diese Frage stellen sich seit gestern viele engagierte Menschen im Stadtteil. Denn aufgrund einer Liste mit Stempeln von 15-18 Geschäften vom Rohrbach Markt und seinem Umfeld setzte OB Beate Weber den Punkt von der Tagesordnung der Gemeinderatsitzung am 28.4.2005. Sie verwies ihn damit zurück in den Rohrbacher Bezirksbeirat, der in einer

außerordentlichen Sitzung
am 10. Mai 2005
19:30 Uhr, Mensa der IGH

tagen wird. Was war geschehen, dass sich die OB zu diesem ungewöhnlichen Schritt veranlasst sah?

Die Fakten

Die „Interessengemeinschaft Rohrbach Markt“...

Nach Jahre langen Diskussionen hatte unser Plan sämtliche Vor-Gemeinderatshürden genommen. In letzter Minuten, bei uns sagt man „Wie die alt Fassnacht“, wandte sich nun eine sogenannte Interessengemeinschaft Rohrbach Markt gegen den Umbau. Bei der Gründungsveranstaltung am 22. April 2005 waren neben mir etwa 15 Personen anwesend, darunter der Anwalt der IG und sechs Anwohner der Sickingenstraße, die gekommen waren, um sich gegen eine Vereinnahmung durch die IG zu wehren und die das Konzept für den Umbau unterstützten. Das „örtliche Gewerbe“ war also mit acht Personen vertreten, darunter der Initiator Herr Boch, der Besitzer der Tankstelle am Markt, seine Frau und seine Tochter.

Herr Boch behaupte zunächst, die Karlsruher Straße solle „vollkommen gesperrt“ werden, erst später präzisierte er dann: „von Süden kommend“. Die Folge werde die völlige Zerstörung des Geschäftslebens sein, die Geschäftsleute hätten davon nichts gewusst, keiner sei gefragt worden. Kein einziger sei für die Sperrung. Einige seien so wütend, dass sie uns am liebsten an die Gurgel gingen. Vor allem auch die Banken seien sauer. Eine habe allein 300 Leute aus Leimen, die täglich per Auto anführen um ihre Kontoauszüge abzuholen. Folge der Sperrung wäre die totale Verwaisung des Stadtteils. So wie in der Weststadt würden dann in die Schaufenster Gardinen gehängt und Ausländer würden einziehen (Wie das wohl der anwesende türkische Schneider dabei empfand?).

Der Anwalt der IG meinte, beim Projekt seien auch Eigeninteressen am Werk. So hätte u.a. ein CDU-Gemeinderat selbst ein Haus am Markt, dessen Wert bei einer Beruhigung steigen würde. Auch der Stadtteilsvereinsvorsitzende Bernd Frauenfeld hänge sich da persönlich wie man wisse ziemlich rein (wobei er nicht sagte, wie dieser vom Umbau zu profitieren gedenke). Der Stadtteilverein habe sich „hinten herum“ an die Stadt gewandt und nicht offen gehandelt.

Boch ließ eine Liste rumgehen, auf der 15 Stempel von Läden am Rohrbach Markt und in der Rathausstraße zu sehen waren, jedoch keine Unterschriften. Angesprochen auf die Differenz der Zahlenangaben, Herr Boch hatte zunächst von 32 Unterschriften gesprochen, dann von 23, und die Abwesenheit fast aller Unterstempler reagierte Herr Boch ausweichend. Die Leute kämen zu einer „zweiten Runde“ bei der auch die OB anwesend sein werde.

...und ihr Widerhall im politischen und publizistischen Feld

Wie schnell die Politik reagieren kann, wenn die richtigen Leute aktiv werden konnte man am 26.4.2005 in der RNZ lesen. Unter der Überschrift „Das Tauziehen geht weiter“ berichtete diese über die neue Entwicklung. Daneben ein Kasten: „CDU hat ein Herz für Rechtsabbieger“, der mit dem Satz begann: „...„Ich fühle mich regelrecht verarscht“, machte die CDU-Stadträtin Kristina Essig ihrem Ärger Luft“. Bei einer Begehung der Fraktion am Markt sei dieser gefallen und auch jener „Ich habe doch geahnt, das da was nicht stimmt“ vom Fraktionsvorsitzenden Dr. Gradel. Auch die „Verarscher“ waren schnell ausgemacht: Stadtteilverein und „ein grüner Bezirksbeirat aus dem Stadtteil“, der Mitte März im Stadtentwicklungsausschuss „etwas ganz anderes berichtet“ habe. Gradel weiter: Die CDU wird nicht dafür stimmen“.
Frau Essig habe ich zwischenzeitlich angerufen, sie fühlt sich falsch verstanden, habe den Satz zwar gesagt, ihn aber auf eine Ladenbesitzerin bezogen, die gemeint habe, nie etwas von den Umbauplänen gehört zu haben. Öffentlich widersprochen hat Frau Essig dem RNZ-Bericht aber bisher nicht.

Erinnern wir uns...

Viele tun jetzt so, als seien unsere Vorschläge just im Moment vom Himmel gefallen, auf ihre völlig überraschter Köpfe. Dabei diskutieren wir seit Jahren. Erinnern wir uns also...

Schon bei den Workshops zum Stadtteilrahmenplan 1994-1997 und beim Verkehrsforum der SPD war Rohrbach Markt immer wieder Hauptthema. Bei der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP) wurde die Entwicklung eines Verkehrskonzepts für Rohrbach beschlossen.

Parallel dazu entwickelte sich eine Initiative im Stadtteil, deren tragende Kräfte der Stadtteilverein und der punker e.V. sind. Ausgangspunkt war der im Herbst 2001 offensichtlich werdende Niedergang des Gewerbes im Rohrbacher Zentrum, zu der es auch Diskussionen im Bezirksbeirat gab. Wir waren der Meinung, wir dürften nicht untätig warten, bis noch mehr Läden schließen. Deshalb fragten wir den Architekten Uwe Bellm, ob er mit uns einen Vorschlag für Rohrbach Markt zu entwickeln würde.
Uwe Bellms Konzept ging davon aus, das eine Verlegung der Haltestelle nicht möglich sei. Es kam zu dem Schluss, dass ohne eine Herausnahme des Durchgangsverkehrs keine Lösung der Probleme am Rohrbach Markt zu erreichen wäre. Es sah vor, für den aus Süden kommenden Verkehr das rechts Abbiegen am Rohrbach Markt in die Karlsruher Straße zu unterbinden. Der gesamte Bereich zwischen Rohrbach Markt und der ARAL-Tankstelle würde neu gestaltet: Aufpflasterungen, Parkbuchten, viele Bäume, neue Beleuchtung. Durch die Umbaumaßnahmen würden keine Parkplätze wegfallen. Das Anfahren der Geschäfte wäre uneingeschränkt gewährleistet. Die Aufenthaltsqualität sollte deutlich erhöht werden.

Wir wollten dem Parkhausanbietermolloch Rohrbach-Süd ein lebenswertes und liebenswertes Zentrum entgegen setzten, in dem Fußgänger, Radfahren und Autofahrer einkaufen, einen Kaffee trinken und sich wohl fühlen können. Denn mit Parkplätzen können wir gegen die Grüne Wiese nicht ankommen, wohl aber mit Qualität. Der Umbau am Rohrbach Markt ist keine Verkehrsverhinderungsmaßnahme, sondern ein Gesamtkonzept um den Stadtteil und seine Läden attraktiver zu machen!

Uwe Bellm stellte den Entwurf zunächst im Stadtteilvereinsvorstand vor, der ihn einstimmig akzeptierte. Danach fand eine Runde mit dem Gewerbeverein und 40-50 Vertreter/innen des örtlichen Gewerbes statt. Auch hier wurde der Entwurf nach ausgiebiger Diskussion einhellig gut geheißen. Der punker diskutierte mehrfach und entschied sich ebenfalls, den Vorschlag auch als Verein mit zu tragen.

Erst nach diesen Vorgesprächen in den relevanten nicht-parteigebundenen Organisationen fand am 19. Juni 2002 ein Runder Tisch statt, zu dem der Stadtteilverein Vertreter von Gewerbe und Politik eingeladen hatte. Teil nahmen neben Vertreter/innen des Stadtteilvereines der Erste Bürgermeister Dr. Raban von der Malsburg, Diethelm Fichtner, Leiter des Stadtplanungsamtes, Werner Hoffman, der Vorsitzende des Gewerbevereines, Gernot Hois als Kinderbeauftragter, Hans-Jürgen Fuchs vom punker und die Stadträt/innen Karl Emer (SPD), Peter Holschuh (GAL), Klaus Weyrich (CDU), Margret Hommelhoff (FDP), Dr. Ursula Lorenz (FWV) und Karlheinz Rehm ("Heidelberger"). Uwe Bellm stellte das gemeinsame Konzept vor und stieß von allen Seiten auf Zustimmung. Dem schloss sich auch der Gewerbevereinsvorsitzende Hoffmann an. Er nannte den Vorschlag eine „vernünftige Beruhigung des Ortskernes, die Rohrbach trotzdem offen lässt“.

Nach diesen nicht öffentlichen Veranstaltungen gab es viele Gelegenheiten für die Öffentlichkeit mit zu diskutieren. Der punker informierte in einer Veranstaltung, mit einem in 700er Auflage im Stadtteil über die Läden verteilten Faltblatt und über die Website. Am 8.10.2002 fand in der Traube eine öffentliche Veranstaltung zum Thema statt. Veranstalter: Neben dem Stadtteilverein und dem punker auch der Gewerbeverein. Die Stadt lud im Herbst 2003 bis Frühjahr 2004 zu drei Diskussionen zum Verkehrskonzept Rohrbach ein, mit reger Teilnahme der Bevölkerung. Und auch der Bezirksbeirat diskutierte mehrfach öffentlich und von uns über einen eMail-Verteiler im Stadtteil bekannt gemacht. Auch die RNZ berichtete mehrfach ausführlich über die Diskussionen, mit Planskizze etc. Zuletzt fand die ebenfalls breit in der RNZ beachtete Bezirksbeiratsitzung am 16. Februar statt. Auf dieser Sitzung wurde ich einstimmig zum Vertreter des Bezirksbeirates für die Sitzung des Stadtplanungsausschuss gewählt. Ich vertrat dort die ebenfalls einmütigen Beschluss des Beirates, den Umbau mit Unterbinden des Abbiegens von Süden zu fordern.
Alle diese Veranstaltungen endeten mit einem eindeutigen, zumeist einstimmigen Votum für den Umbau in der von uns vorgeschlagenen Form.

Was bleibt?
Eine Einschätzung...

Angesicht dieser Jahre langen öffentlichen Erörterungen davon zu reden, man sei nicht informiert oder gar „verarscht“ worden ist absurd. Genauso absurd ist es, uns vorzuwerfen, das Gewerbe nicht informiert zu haben. Zudem ist der in der RNZ erhobene Vorwurf, im Stadtplanungsausschuss habe „ein grüner Bezirksbeirat“ einen quasi wahrheitswidrigen Bericht abgeliefert und damit das einstimmige Votum des Gremiums erst bewirkt nicht nur falsch, sondern persönlich ehrrührig. Ich habe einen einstimmigen Entschluss des Bezirksbeirates vorgetragen, nicht als grüner Bezirksbeirat, sondern als einstimmig gewählter offizieller Vertreter des Beirats. Alle meine Aussagen im Ausschuss habe ich nach besten Wissen und Gewissen gemacht. Sie sind jederzeit nachprüfbar.

Der Stadtteilvereinsvorsitzende Bernd Frauenfeld schrieb dieser Tage in einem Brief an die Fraktionen des Gemeinderats:

„Nach meinem Dafürhalten kann ein vernünftig denkender Mensch in den vergangenen drei Jahren nicht in Rohrbach ortsansässig oder gewerbstätig gewesen sein und gleichzeitig uninformiert über die Vorgänge zum Projekt Umgestaltung Rohrbach-Markt.

In gleicher Weise meine ich, dass kein vernünftiger Mensch behaupten kann, der Stadtteilverein handele mit seinen Partnern hier gegen das Interesse der Rohrbacher Gewerbetreibenden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Stärkung der hier ansässigen Gewerbe zum Einen und die Hoffnung, neue Gewerbe nach der Umgestaltung hier anzusiedeln, sind elementare Triebfeder unserer Planung gewesen und sind es selbstverständlich auch noch heute.“

Bernd Frauenfeld hat auf mehreren Jahreshauptversammlungen des Stadtteilvereins Rohrbach seine Wahl unzweideutig mit einem Votum für das Umbaukonzept verbunden und jeweils ohne jede Gegenstimme von ca. 100 anwesenden Vertretern aller Rohrbacher Vereine einschließlich des Gewerbevereins gewählt worden. Nun bewirkt das Votum einer Hand voll Menschen, dass dieses ganze Engagement in der Öffentlichkeit als Verarschung diffamiert wird.

Es ist mir unbegreiflich, wie Teile des Gemeinderats nach Jahre langer, arbeitsintensiver, völlig transparenter ehrenamtlicher Arbeit vieler Menschen in Rohrbach ohne jede Rücksprache den Stimmen Weniger ungeprüft und ohne jede Rücksprache ein solches Gehör verschaffen können. Niemand hat sich die Mühe gemacht, die Stichhaltigkeit der Aussagen die IG Rohrbach Markt eingehend zu prüfen.

Dabei hätte sich die Mühe durchaus gelohnt. Denn die Argumentation der IG nimmt es nicht immer so genau mit der Wahrheit. Da ist zum einen der Vorwurf nicht informiert gewesen zu sein. Bernd Frauenfeld nannte ihn in seinem Schreiben „grotesk“. Aber selbst wenn die IG Jahre lang den Kopf im Sand gesteckt gehabt hätte, spätestens mit den Diskussionen zum Verkehrskonzept Rohrbach im Herbst 2003 wusste Herr Boch Bescheid, denn er war anwesend und fiel u.a. durch seinen aggressiven Stil auf und die Tatsache, dass er niemanden ausreden ließ.

Herr Boch hätte also mindestens 1 ½ Jahre Zeit gehabt und viele Gelegenheiten, z.B. die Bezirksbeiratssitzungen, seine Bedenken einzubringen. Getan hat er nichts. Erst etwa zwei Wochen vor der entscheidenden Sitzung des Gemeinderats wurde er aktiv. Geschickt, könnte man meinen, denn Herr Boch hatte gerade Zeit, ein Lawine loszutreten, gegen die wir uns nicht mehr wehren konnten. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, hieß es früher mal. Heute scheint das nicht mehr zu gelten.

Die Geschäfte würden kaputt gehen, der Stadtteil verwaisen, meint Herr Boch. Als Beispiel führte er eine Bank an, deren Namen er nicht nennen wollte. 300 Kunden aus Leimen habe diese Bank und diese würden täglich (!) ihre Kontoauszüge in Rohrbach abholen. 300 täglich? Bei einer durchschnittlichen Öffnungszeit von 6 Stunden wären das als 50 Menschen je Stunde, allein aus Leimen, die mit dem Auto vorfahren und ihre Auszüge am Automaten abholen. Alle 1 ¼ Minuten einer. Wer schon mal seine Kontoauszüge abgeholt hat, wird wissen, dass das eine gewisse Zeit dauert. Selbst wenn die Bank über zwei Auszugsdrucker verfügt, müssten sich endlose Schlangen bilden. Und erst die vielen Autos!

Wie weiter?

Wie gesagt: Die Umbaupläne wurden zurück in den Rohrbacher Bezirksbeirat verwiesen. Dieser muss nun noch einmal diskutieren, wieder öffentlich. Wir werden den Argumenten der Gegner des Umbaus gut zuhören, sie nicht übergehen, so wie wir das immer getan haben. Aber wir möchten auch, dass uns zugehört wird.
Wie die Diskussion ausgeht, wage ich nicht vorher zu sagen. Aber zum Ablauf möchte ich mich äußern. Nach den Jahren unseres Engagements denke ich, das Recht zu haben, einige Forderungen zu stellen, oder besser: Auf einige Selbstverständlichkeiten hinweisen zu dürfen.

Wahrhaftigkeit!

Ich habe Verständnis für die Ängste von Gewerbetreibenden. Und ich kann auch verstehen, dass Herr Boch als Tankstellenbesitzer gegen den Umbau ist. Es gehört zum Wesen der Demokratie, dass man seine Interessen einbringt und versucht sie durchzusetzen. Aber man sollte redlich bleiben und nicht wider besseres Wissen argumentieren!

Keine Diffamierungen!

Aussagen wie die, verschiedene Befürworter des Umbaus betrieben diesen aus eigennützigen Gründen oder Sätze, man sei „verarscht“ worden, die für das Publikum im Raum stehen, solange ihnen nicht öffentlich widersprochen wird, sind persönlich diffamierend und ehrrührig. Einen einstimmig gewählten Vertreter des Bezirksbeirats, der im Stadtentwicklungsausschuss die Entscheidung des Beirates wider gegeben hat als „einen grünen Bezirksbeirat, der etwas ganz anderes berichtet“ abzutun ist politisch und menschlich ungehörig. Die Auseinandersetzung darf ruhig klar sein, aber sie muss fair bleiben!

Standhaftigkeit!

Wir waren nicht allein in all den Jahren. Wie oft haben wir miteinander diskutiert! Mit großer Dankbarkeit denken wir an die Unterstützung, die wir aus allen Parteien erfahren haben. Jetzt gilt es standhaft zu bleiben. Rohrbach hat sich bisher in der Frage Umbau am Markt einig gezeigt. Ich wünsche mir, dass das so bleibt. Behalten wir den Blick auf mittel- und langfristige Interessen des ganzen Stadtteils. Ich wünsche mir Courage der Entscheidenden. Die Rohrbacherinnen und Rohrbacher werden das zu schätzen wissen.

Offenheit und Öffentlichkeit!

Wir haben nie versteckt agiert. Und soll es bleiben. Deshalb fordere ich, dass alle Gewerbetreibenden am Markt und im nahen Umfeld persönlich durch die Stadt eingeladen werden. Wer etwas zu sagen hat, soll das tun. Wer nichts sagt, soll das Votum akzeptieren. 11 Jahre Reden sind genug. Es muss nun Schluss sein, eine Entscheidung muss getroffen und zügig umgesetzt werden!

Gemeinderat stellt Gelder für den Umbau am Rohrbach Markt in den Haushalt 2005/2006 ein

Von Peter Holschuh (GAL-Gemeinderat) erreicht uns folgende freudige Nachricht:

Hallo Leute,
gestern Abend wurde der Haushalt verabschiedet. Für Rohrbach Markt wurden folgende Mittel eingestellt:

  • 30.000 EUR Planungskosten (2005)
  • 500.000 EUR Baumittel (2005)
  • die Verwaltung hat für 2006 insgesamt 500.000 EUR vorgesehen, beschlossen wurden weitere 900.000 EUR.

Für die Maßnahme Rohrbach Markt stehen somit für die Jahre 2005 + 2006 rd. 1,9 mio. EUR (Baumittel) zur Verfügung.
Ich denke damit kann man viel anfangen....

...das denken wir auch! Noch einmal danke allen, die im Gemeinderat mitgeholfen haben (s.u.), vor allem unseren Räten aus Rohrbach: Karl Emer, Peter Holschuh und Klaus Weyrich.

Stadtentwicklungsausschuss folgt Rohrbacher Vorschlägen einstimmig:
Rohrbach Markt soll umgebaut werden (16. März 2005)

von Hans-Jürgen Fuchs

Unsere Forderungen nach einem Umbau am Rohrbach Markt haben eine weitere Hürde genommen. In seiner gestrigen Sitzung beschloss der Stadtentwicklungsausschuss einstimmig, den Empfehlungen aus Rohrbach, zuletzt dokumetiert in einem Bezirksbeiratsbeschluss, zu folgen und den Umbau am Rohrbach Markt anzugehen.

Vorangegangen war ein Bericht der Leiterin des Stadtplanungsamtes, Annette Friedrich, die die Varianten vorstellte, die zwei Planungbüros erarbeitet hatten. In meinem darauf folgenden Bericht als Vertreter des Rohrbacher Bezirksbeirats fasste ich die Jahre langen Bestrebungen im Stadtteil zusammen (mehr dazu...) und appellierte an Gemeinderat, Oberbürgermeisterin und Verwaltung, die Versprechen aus den Bürgerbeteiligungen einzulösen und endlich grünes Licht für den Umbau zu geben.

Die anwesenden Gemeinderäte und die Oberbürgermeisterin stellten einige Fragen zum geplanten Verkehrsverlauf. Vor allem die in der Bezirksbeiratssitzung überraschend eingebrachte Forderung, ein Abbiegen von Norden her aus Rohrbach-Markt in die Rathausstraße zu ermöglichen wurde diskutiert. Hier bestand Unsicherheit darüber, ob sich das ohne Gefährdungen realisieren ließe. Dieser Punkt wurde auch noch einmal an die Verkehrsbehörde zur Prüfung verwiesen.

Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass unseres Erachten drei zentrale Forderungen unbedingt realisiert werden müssten:

  • Das Abbiegen von Süden in den Rohrbach Markt muss künftig verwehrt werden.
  • Die Platzgestaltung muss von der westlichen Seite (Einfahrt Heinrich-Fuchs-Straße und Lindenweg) bis zur Einmündung Herrenwiesenstraße (ARAL-Tankstelle) angegangen werden.
  • Es muss eine breite Fußgängerfurt geschaffen werden, die Rohrbach-Ost und -West verbindet, die Ampeln für den Autoverkehr müssen möglichst weit nach Norden und Süden versetzt werden.

In der Diskussion wurde unser Vorschlag von allen Seiten unterstützt. Vor allem wurde mehrfach betont, dass nach Zählungen der Stadt keine wesentliche Mehrbelastung anderer Straßen zu erwarten sei und dass keineswegs eine Öffnung der Sickingenstraße in beide Richtungen nötig sei. Eine Gegenposition vertrat einmal mehr der Erste Bürgermeister Raban von der Malsburg, der eine „weniger harte“ Lösung forderte und den Abbiegeverkehr von Süden in den umbebauten Markt weiterhin erlauben wollte. Zudem (!) konnte er einer Öffnung der Sickingenstraße durchaus etwas abgewinnen. Damit stand er aber allein auf weiter Flur.

Die Abstimmung schließlich war eindeutig: Alle stimmberechtigten Mitglieder des Stadtentwickluingsausschuss stimmten der Entschließung des Bezirksberats zu und machten damit den Weg frei für die Detailplanung. Die Oberbürgermeisterin sicherte zu, die Detailplanungen sollten sofort beginnen. Allerdings machte sie einen Finanzierungsvorbehalt: Nun läge es am Gemeinderat zu klären, wie das Projekt finanziert werden kann. In den Planungen sind 500.000 Euro für 2006 und 1.000.000 Euro für 2007 vorgesehen. Sollte der Gemeinderat dabei bleiben, wäre der Umbau bis Ende 2007 zu realisieren.

Kommentar:

Der Stadtplanungsausschuss hat seinen Haken gesetzt, wir sind ein gutes Stück weiter gekommen. Es hat sich ausgezahlt, dass wir von Anfang an auf Konsens gesetzt haben. Stadtteilverein, punker und Bezirksbeirat haben das Konzept in endlosen Sitzungen mit allen Betroffenen diskutiert. Und wir haben mehr als einen Versuch abgewehrt, das Konzept zu verwässern oder durch das Säen von Zwietracht zu Fall zu bringen. Denn nicht selten hatten wir das Gefühl, das Teile der Stadtverwaltung unseren Plänen nicht nur wohl gesonnen waren. Zuletzt im Bezirksbeirat, als klar wurde, dass der zentrale Faktor des Umbaus, das Verhindern des Abbiegens von Süden in den Markt, dem Planungsbüro gar nicht bekannt gewesen war. Oder als nach beendeter einstimmiger Abstimmung im Bezirksbeirat vom Podium her ohne Not das Thema „Öffnung der Sickingenstraße in beide Richtungen“ noch einmal in die eigentlich beendete Diskussion gebracht wurde und das Podium sich ein Zitat aus seiner eigenen Vorlage vorlesen lassen musste, dass es keine verkehrliche Notwendigkeit für diese Forderung gäbe.

Angenehm war gestern die Parteien übergreifende Unterstützung im Ausschuss. Frau Hommelhof (FDP) forderte eine klare Entscheidung, Herr Gundel (FWV) wollte einen „Knopf“ an die Sache machen, Karl Emer (SPD) stimmte genauso uneingeschränkt zu, wie die Räte von CDU und GAL. Peter Holschuh (GAL) forderte zu Recht den Ersten Bürgermeister auf, die „Spielchen“ zu lassen und endlich das Konzept zu akzeptieren. Das brachte ihm eine Ermahnung von Beate Weber ein, die bat, nicht Personen bezogen zu diskutieren, sondern an der Sache. Um die Sache ging es aber letztendlich, denn Vieles was von Seiten Raban von der Malsburgs in den letzten Jahren lief empfanden wir vor Ort als wenig nicht konstruktiv.

Beate Weber leitete die Diskussion mit Humor und, so mein Eindruck, mit großer Sympathie für unseren Vorschlag. Dafür sind wir dankbar. Danken möchte ich auch den Räten, die uns die Jahre über begleitet und unterstützt haben: Karl Emer, Peter Holschuh, Margret Hommelhoff, Dr. Ursula Lorenz und Klaus Weyrich, der im Alphabet am Ende steht, nicht aber was sein Engagement betrifft...

Keinen Gefallen getan haben sich einige Anwohner der Sickingenstraße. In einem Brief wandten sie sich kurz vor der Sitzung noch einmal an alle Fraktionen - nicht aber an mich, der ich den Rohrbacher Bezirksbeirat im Ausschuss vertreten sollte. Sie wiederholten ihre Befürchtungen, dass der Umbau an Rohrbach Markt andere Straßen „enorm belasten würde“ und gaben zu bedenken, dass Schulwege, z.B. zum Helmholtz, dadurch unsicherer würden. Auch städtebaulich sei die Verlegung des Verkehrs „von einer Durchgangstraße ... in Straßen mit reiner Wohnnutzung nicht nachvollziehbar“. Die Unterzeichner wandten sich vehement gegen eine Öffnung der Sickingenstraße in beide Richtungen und forderten die Durchfahrt am Markt offen zu lassen.

So verständlich die Verärgerung über die Verkehrsbelastung in der Sickingenstraße ist, so unangemessen ist die Verquickung mit dem Thema Rohrbach Markt. Die Verkehrszählungen belegen, dass die Befürchtungen nicht berechtigt sind: Die Sickingenstraße muss nicht für beide Richtungen geöffnet werden und noch mehr Verkehr wird sie auch nicht bekommen. Außerdem ist es falsch, einen Gegensatz zwischen Rohrbach Markt und Sickingenstraße zu konstruieren: Beide Straßen sind (noch) Bundesstraße, hier wie da wohnen Menschen, am Markt ungleich mehr als in der Sickingenstraße, in beiden Straße gibt es auch Gewerbe und beide sind zur Zeit von gleich viel Verkehr betroffen.

Schön gewesen wäre eine echte Initiative. Vor Jahren schon haben wir im Bezirksbeirat den u.E. untragbaren Zustand in der Sickingenstraße angeprangert. Denn nicht erst der Umbau am Markt macht die Straße zur Gefahr für Schulkinder, schon jetzt und schon lange trennt dise Nord und Süd massiv. Die Breite der Straße, die zwei Spuren, verleiten zum Rasen. Wo waren die Visionen das zu ändern? Wie wäre es mit Forderungen nach einer Verschmälerung der Spuren gewesen, nach Aufplasterungen an den Kreuzungen und vielen Bäumen, die signalisieren: Hier wohnen Leute, Fuß vom Gas! Denn diskutiert wurde vorletztes und letztes Jahr ein Verkehrkonzept für ganz Rohrbach. Erreicht wurde nun hoffentlich der Umbau am Markt und eine Verkehrsberuhigung im gesamten alten Kern Rohrbachs. Das ist ein richtiger Erfolg. Nur die Sickingenstraße bleibt vorerst wie sie ist. Schade um die Chance, die vertan wurde.

Rohrbach Markt – Eine unendliche Geschichte, die ein Ende haben muss. Ein sehr subjektiver Bericht (März 2005)

von Valentina Schenk

Seit einem Vierteljahrhundert, seit Beginn meines Studiums, lebe ich in Heidelberg, kenne viele Stadtteile und lebe und arbeite nun seit mehr als einem Jahrzehnt in Rohrbach. Ich würde mich als positiv denkenden Menschen beschreiben, als eine, die in der Regel das Vertrauen hat, ihren Mitmenschen zu glauben. Manche finden das vielleicht naiv.

Schon vor über 10 Jahren saß ich das erste Mal in einem Gremium, das sich mit den brennenden Themen unseres Stadtteil beschäftigte. Aus beruflichen Gründen war ich eingeladen, an der Entwicklung des Statteilrahmenplans für Rohrbach mitzuarbeiten.

Ich bin ein eifriger Mensch, packe Dinge gerne an und war begeistert über diese Bürgerbeteiligung, die an einem Punkt kulminierte: Rohrbach Ost und Rohrbach West sind zwei Welten, getrennt durch ein schier unüberwindliches Hindernis, die B3, die täglich von über 40.000 Autos befahren wird und das Rohrbacher Leben zerschneidet. Bei der Stadtteilrahmenplanung wurde deshalb auch Rohrbach Markt in den Mittelpunkt gerückt. Alle Arbeitsgruppen, ob sie nun mit Jugend, Sozialem, Kultur oder Senioren beschäftigt waren, trafen sich in einem Punkt: Das dieser „Nicht“-Platz stark verändert werden muss um Rohrbach zu einem Stadtteil zu machen. Da das Ergebnis so eindeutig war, gab es für mich keine Zweifel, die Stadt Heidelberg mit ihrer Oberbürgermeisterin, die ja selbst in Rohrbach wohnt, wird dies zügig angehen und eine bürgernahe Umgestaltung in Angriff nehmen.

Ich bin eine Grenzgängerin, täglich gefährdet, früher zusammen mit meinen Töchtern. Denn wir leben im alten Rohrbach, meine Kinder aber besuchten im westlichen Teil den Kindergarten und die Grundschule. Ich selbst arbeite dort. Und ich lasse mich als Fußgängerin, Radfahrerin und Autofahrerin täglich darauf ein, die Straße zu überqueren – jedes Mal mit einem erhöhten Puls, denn es gibt keine wirklich sichere Querung.

Ich bin eine aufmerksame Rohrbacherin. Seit meiner Mitarbeit am Stadtteilrahmenplan saß ich in zahllosen Veranstaltungen zum Thema Verbesserungen für Rohrbach, immer wieder mit dem gleichen Tenor. Eingeladen hatten die unterschiedlichsten Veranstalter, nicht zuletzt immer wieder die Stadtverwaltung. Die Straßenbahnhaltestelle wurde in dieser Zeit provisorisch umgebaut, in einer unsäglichen Weise, sonst hat sich trotz aller Bürgernähe und -beteiligung nichts verändert.

Ich bin Mitglied im »punker«, arbeite in diesem Verein seit es ihn gibt und ich bin froh, dass wir immer wieder etwas für unseren Stadtteil bewegen. Ich freue mich, dass wir begonnen haben miteinander zu reden in Rohrbach. Ich bin froh darüber, dass die alten und die neuen Rohrbacher aufeinander zu gehen, und dass wir über Partei- und Vereinsgrenzen hinweg für unseren Stadtteil einstehen. Und dass wir uns einig sind: Wir wollen unseren Rohrbach Markt wieder zum Zentrum machen. Und wir wollen keine Transitstrecke zwischen dem Süden der Region und den eher Beachtung findenden Teilen Heidelbergs bleiben. Wir wollen die Umgestaltung zu einem lebenswerten Platz jetzt.

Ich lebe, arbeite, konsumiere und zahle Steuern hier in Heidelberg und es macht mich mehr als wütend, wenn ich erlebe, wie die so genannte Bürgerbeteiligung zur Farce wird, wie ein Betrag, den die Stadt in anderen Stadtteilen nicht mal erwähnen müsste hier zum unüberwindlichen Hindernis werden soll. Ich glaube schon lange nicht mehr, dass es hier ums Geld geht. Hier wird verzettelt, verschoben, verhindert aus mir nicht bekannten Gründen. Gründen jedenfalls, die mit Demokratie und Bürgernähe nichts zu tun haben.

Ich bin eine wütende Rohrbacherin und fordere die Verantwortlichen der Stadtverwaltung und des Gemeinderats auf, wach zu werden. Rohrbach ist auch Heidelberg. Hier leben mehr als 14.000 Heidelbergerinnen und Heidelberger und wir werden mehr, denken Sie an die 600 Wohneinheiten im Furukawagelände. Auch wir haben das Recht auf ein gutes Wohnumfeld und einen gemeinsamen Stadtteilkern. Schluss jetzt mit Projektskizzen und Verkehrskonzeptdiskussionen! Stellen Sie die Gelder für den Umbau von Rohrbach Markt ein in den Haushaltsplan. Jetzt. Damit ich der Kommunalpolitik wieder vertrauen kann.

Stadtteilverein schreibt an Stadt Heidelberg:

Umbau am Rohrbach Markt realisieren! (Februar 2005)

In einem Brief an das Stadtplanungsamt der Stadt Heidelberg moniert der 1. Vorsitzende des Stadtteivereins Rohrbach die zögerliche Realisierung der Forderungen nach einem Umbau am Rohrbach Markt. Wir dokumentieren:


Sehr geehrter Herr Huge,

in vorbezeichneter Angelegenheit haben wir mit großer Verwunderung und – unverhohlen – mit Verärgerung Ihre Information gegenüber dem Bezirksbeirat Rohrbach zur Kenntnis genommen, wonach wie Sie feststellten, die Planung einen Stand noch nicht erreicht habe, der eine Befassung des Gremiums mit der Problematik als sinnvoll darstellen würde.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass nach meiner Kenntnis sowohl für das Jahr 2004 als auch für das Jahr 2005 jeweils € 100.000,00 Planmittel zur Verfügung standen, frage ich höflich an

  • in welchem Umfang und mit welchem Ergebnis bis zum heutigen Tage die Planung fortgeführt wurde

und

  • welche der zur Verfügung gestandenen Mittel hierzu benötigt wurden?

Der Unterzeichner ist durchaus in der Lage nachzuvollziehen, dass das geplante Projekt nicht ohne sorgfältige Aufbereitung umzusetzen ist, allerdings verwundert Ihre Stellungnahme gegenüber dem Bezirksbeirat Rohrbach insbesondere angesichts der Tatsache, dass bereits nicht unwesentliche Vorarbeit seitens der hiesigen Initiatoren geleistet war, an der zu orientieren den Umfang Ihrer Tätigkeit sicherlich vermindert haben dürfte.

Zwischenzeitlich hat sich die Situation insbesondere des Gewerbes um den Rohrbach-Markt nicht geändert, sondern sogar verschärft, so dass wir uns in der Tat den Luxus nicht erlauben können, die Angelegenheit gewissermaßen auf die lange Bank zu schieben. Der Unterzeichner ist bis zum heutigen Tage davon ausgegangen, dass über diese Tatsache auch mit Ihrem Hause Konsens herrscht.

Ebenfalls nach meiner Kenntnis wurden für die Umsetzung des Vorhabens für das Jahr 2006 1,3 Millionen in den Haushalt eingestellt, so dass wir fest und ohne Einschränkung davon ausgegangen sind, dass eine Durchführung der Maßnahme in 2006 tatsächlich stattfinden wird. In diesem Zusammenhang bitten wir auf diesem Wege diese bereits getroffene Einigung noch einmal bindend zu bestätigen. In Erwartung Ihrer möglichst kurzfristigen Information zum Sachstand verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Bernd Frauenfeld
1. Vorsitzender

Nicht zielführend: Sondersitzung des Bezirksbeirates abgesagt! (November 2004)

Ein Kommentar von Hans-Jürgen Fuchs

„Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass die Planunterlagen noch keinen Stand haben, der eine zielführende Beratung Ihres Gremiums erlaubt. Auch die fachliche Abwägung von Varianten in verkehrlicher, funktionaler und stadtgestalterischer Sicht ist noch nicht abgeschlossen, so das eine fundierte Beschlussfassung erst im neuen Jahr durchgeführt werden kann…“.

Mit diesen Worten sagte das Stadtplanungsamt am 8. Dezember die einstimmig geforderte Sondersitzung des Bezirksbeirates Rohrbach zum Thema „Umbau am Rohrbach Markt“ ab. Ein weiterer Schritt in einer schier unerträglichen Hinhaltetaktik der Verwaltung.

Schon die Abstimmung über eine Sondersitzung vor Weihnachten war Ergebnis eines sehr großen Unmuts im Gremium gewesen. Seit dem Frühjahr waren wir von Sitzung zu Sitzung vertröstet worden. Nahezu ein Jahr hat nicht gereicht, eine Vorlage zu erstellen, die „zielführend“ ist? Die neuerliche Verschiebung der Diskussion könnte das Fass zum überlaufen bringen. Von verschiedenen Seiten aus dem Bezirksbeirat wurde die Meinung geäußert, dass nun das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Ein weiteres Verzögern über den nun avisierten Termin (reguläre Sitzung am 16. Februar 2005) hinaus könne nicht weiter hingenommen werden. Man müsse selbst über einen Boykott des Beirates nachdenken.

Der Ärger ist verständlich. Denn nicht zum ersten Mal fühlen sich die Mitglieder des Gremiums an der Nase herum geführt. Man erinnert sich an unschöne Sitzungen im Zusammenhang mit der Furukawa-Bebauung, bei der der Beirat Uraltunterlagen präsentiert bekam, obwohl längst andere Entwicklungen bekannt waren. Oder an die unglaubliche Geschichte mit der Ampelschaltung am Rohrbach Markt: Nachgewiesenermaßen wird der Bezirksbeirat seit mindestens 1999 (der Chronist erinnert sich auch an frühere Anfragen) quasi von Sitzung zu Sitzung vertröstet, eine „Optimierung“ der Schaltung sei gerade in der Mache. Vielleicht gibt es ja nichts zu optimieren, vielleicht will man es nicht, was auch immer. Mündige Räte hätten aber, meine ich, das Recht, das dann auch zu erfahren.

Nicht zum ersten Mal ist offenbar das Stadtplanungsamt für die Verschleppung verantwortlich. Natürlich ist gerade dieses Amt extrem gefordert, man denke nur an die Diskussionen zur Bahnstadt, die Straßenbahn nach Kirchheim etc. Da muss man Prioritäten setzen. Und Rohrbach steht offenbar mal wieder hinten an.

Wie auch immer. So wie die Behandlung des Themas Rohrbach Markt läuft, wird selbst der gutmütigste Rat irgendwann das Gefühl nicht los, eigentlich nur dann Beachtung zu finden, wenn der Verfahrensgang einer Sache seine Anhörung unbedingt erfordert. Damit aber wird der demokratische, Transparenz fördernde Ansatz, der zur Gründung der Bezirksbeiräte geführt hat, ad absurdum geführt.

„Wir bitten um Ihr Verständnis…“ endet die aktuelle Absage. Sorry, sagen da viele Räte, das ist nun wirklich zu viel verlangt.

Bürgerversammlung:
Für ein Verkehrskonzept für Rohrbach (2.3.2004)

Am 1. März 2004 fand die lange geplante dritte Sitzung zur Erstellung eines Verkehrskonzeptes für Rohrbach statt. Trotz der späten Einladung war sie gut besucht. Zentrale Punkte waren Alt-Rohrbach und Rohrbach Markt. Die Versammlung leitete der Erste Bürgermeister Raban von der Malsburg. Mehr...

Rohrbach Markt: Mehr Leben und weniger Verkehr
Ein tragfähiges Konzept für Rohrbachs Zentrum

(Juni 2002)

Von Hans-Jürgen Fuchs

Die Vorgeschichte

Immer wenn wir über Probleme im Stadtteil diskutieren, stoßen wir auf den Rohrbach Markt. Denn hier liegt Rohrbachs Zentrum. Und wir stoßen auf den Verkehr, der die beiden Teile Rohrbachs trennt. Und das nicht erst seit gestern.

Erinnern wir uns z.B. an die Workshops zum Stadtteilrahmenplan 1997 und das Verkehrsforum der SPD. Worum es in den Arbeitsgruppen auch immer ging, Kinder, Ältere, Gewerbe, immer wieder landete man beim Verkehr – und beim Thema Rohrbach Markt. Liest man das Resümee der Workshops und die daraus resultierenden Vorschläge merkt man, dass seit 1997 nichts Entscheidendes passiert ist. Jedes der angesprochenen Probleme besteht fort und hat sich zugespitzt.

Haltestelle Rohrbach Markt

Bitte bei einfahrenden Zügen auf die Zehenspitzen achten...

In der Stadt hat man letztes Jahr die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP) diskutiert und verabschiedet. Verabschiedet wurden viele schöne Maßnahmen, ein Tunnel hier – oder lieber dort?

Egal. Jedenfalls keiner am Rohrbach Markt! Denn zu Rohrbach steht im VEP nur der Hinweis auf ein "Verkehrskonzept”. Was damit gemeint genau ist, weiß aber bisher niemand recht zu sagen. Aber natürlich geht es dabei wieder um den Rohrbach Markt, denn hier liegt der Schlüssel für Veränderungen.

Ein Zentrumskonzept für Rohrbach kommt also nicht umhin, Lösungen für den Rohrbach Markt zu fordern. Und diese müssen vor allem Verkehrslösungen sein, dürfen sich aber nicht darin erschöpfen.

Die Initiative

Das, was Sie oben lesen, ist auch die Zusammenfassung des Schlussteiles eines Artikels, mit dem der punker im Herbst letzten Jahres vor der drohenden Verödung im Kern Rohrbachs warnte. Aber wir wollten es nicht bei der Warnung belassen. Und als der Stadtteilvereinsvorsitzende Bernd Frauenfeld meinte, man dürfe nicht untätig warten, bis andere möglicherweise Konzepte entwickeln, nahmen Gernot Hois und Hans-Jürgen Fuchs seine Einladung gerne an, gemeinsam mit dem Architekten Uwe Bellm einen Vorschlag für den Rohrbach Markt zu entwickeln.

Abbiegespur zum Rohrbach Markt

Das Konzept

Uwe Bellm kam zu dem eindeutigen Schluss, dass ohne eine Herausnahme des Durchgangsverkehrs keine Lösung der Probleme am Rohrbach Markt zu erreichen wäre. Sein Konzept sieht vor, für den aus Süden kommenden Verkehr das rechts Abbiegen am Rohrbach Markt in die Karlsruher Straße zu unterbinden. Dadurch würde vor der "Rose"; ein Platz entstehen, der aufgepflastert werden könnte und als breite, sichere und angenehme Haltestelle der HSB den bisherigen unerträglichen Zustand beenden würde. Der Zielverkehr aus Süden kommend würde über die Parkstraße oder die Turnerstraße, bzw. Am Rohrbach zum Rohrbacher Kern fahren.

Der gesamte Bereich zwischen Rohrbach Markt und der ARAL-Tankstelle würde neu gestaltet: Aufpflasterungen, Parkbuchten, viele Bäume, neue Beleuchtung. Ein Fassadenförderprogramm könnte Hausbesitzer/innen motivieren, die Fassaden etwas weniger 60er-Jahre mäßig zu gestalten.

Plan von Uwe Bellm

Vergrößerte Version (ca. 100k).

Durch die Umbaumaßnahmen würden keine Parkplätze wegfallen. Das Anfahren der Geschäfte wäre uneingeschränkt gewährleistet.

Auf der anderen Seite der Römerstraße sieht Bellms Konzept eine Aufpflasterung der Einfahrt in den Lindenweg vor, die zu einer Verlangsamung des abbiegenden Verkehrs führen würde und so Fußgänger/innen eine sicher Querung ermöglicht.

Den "Knackpunkt"; am Rohrbach Markt, den Fußgänger-Überweg, will Bellm dadurch entschärfen, dass er die Ampeln für den Autoverkehr jeweils um einiges nach Norden und Süden zurück verlegt. Es gäbe künftig nur noch einen Überweg, der zwischen BB-Bank und Rose würde entfallen. Der Übergang wäre eine breite Schneise, die ein sicheres Gefühl vermittelt. Auf beiden Straßenseiten sollen große Bäume optische eine Einengung der Straße vermitteln und damit das Sicherheitsempfinden der Menschen weiter erhöhen.

Fußgängerquerung am Markt

Bäume statt Öde!

Der Runde Tisch

Wir haben uns überlegt, das Konzept zu einer Veränderung am Rohrbach Markt so lange wie möglich aus politischen Profilierungszusammenhängen herauszuhalten. Uwe Bellm stellte den Entwurf zunächst im Stadtteilvereinsvorstand vor, der ihn einstimmig akzeptierte. Danach fand eine Runde mit dem Gewerbeverein und 40-50 Vertreter/innen des örtlichen Gewerbes statt. Auch hier wurde der Entwurf nach ausgiebiger Diskussion einhellig gut geheißen. Der punker diskutierte mehrfach und entschied sich ebenfalls, den Vorschlag auch als Verein mit zu tragen. Und erst nach diesen Vorgesprächen in den relevanten nicht-parteigebundenen Organisationen fand der Runde Tisch statt.

Bernd Frauenfeld hatte für den Stadtteilverein am 19. Juni 2002 ins Rathaus eingeladen. Gekommen waren nehen Vertreter/innen des Stadtteilvereines der Erste Bürgermeister Dr. Raban von der Malsburg, Diethelm Fichtner, Leiter des Stadtplanungsamtes, , Werner Hoffman, der Vorsitzende des Gewerbevereines, Gernot Hois als Kinderbeauftragter und punker, Hans-Jürgen Fuchs vom punker und die Stadträt/innen Karl Emer (SPD), Peter Holschuh (GAL), Klaus Weyrich (CDU), Margret Hommelhoff (FDP), Dr. Ursula Lorenz (FWV) und Karlheinz Rehm ("Heidelberger"). Eingeladen, aber nicht gekommen war die PDS.

Uwe Bellm stellte das gemeinsame Konzept vor und stieß von allen Seiten auf Zustimmung. Über alle Parteigrenzen hinweg wurde der Vorschlag gelobt und die anwesenden Gemeinderät/innen versprachen, sich für seine Realisierung stark zu machen. Dr. Lorenz (FWV) bezeichnete die Querung über die Römerstraße als "tödlich" und forderte schnelle Änderungen. Auch Karl Emer (SPD) begrüßte das Konzept, das in wesentlichen Punkten mit den Vorstellungen seiner Partei übereinstimme. Peter Holschuh verwies auf das weiter reichende Verkehrskonzept der GAL für Rohrbach und sicherte Unterstützung zu. Margret Hommelhof (FDP) zeigte sich von der Breite des Konzepts positiv überrascht. Karlheinz Rehm ("Heidelberger") schlug vor, die Möglichkeit einer Fußgängerunterführung an der Römerstraße zu prüfen, stieß damit jedoch auf einhellige Ablehnung. Grundsätzlich begrüßte aber auch er das Konzept. Dem schloss sich auch der Gewerbevereinsvorsitzende Hoffmann an. Er nannte den Vorschlag eine "vernünftige Beruhigung des Ortskernes, die Rohrbach trotzdem offen läßt".

Die Zeitperspektive, die Frauenfeld mit ";nächsten Mittwoch, wenn es sein muss auch übernächsten..."; griffig umrissen hatte, wurde durch von der Malsburg in ein "in ca. drei Jahren"; konkretisiert. Voraussetzung sei allerdings, dass die Einigkeit im Stadtteil erhalten bliebe: "Wir arbeiten ungern für den Papierkorb". Nun weiß man ja, dass nicht nur Gottes Mühlen langsam mahlen. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht. Und Mühlen kann man ja auch antreiben. Und darin wird unsere Aufgabe in den nächsten Monaten bestehen!

Einfahrt in die Rathausstraße

Ein Zentrumskonzept für Rohrbach darf sich nicht auf den Rohrbach Markt beschränken...