Mehr Durchlässigkeit am Holbeinring und anderswo!
von Hans-Jürgen Fuchs
Die Zäune um die ehemaligen Amerikanergebiete – sollen sie bleiben? Das fragt Sabine Hebbelmann in der Rhein-Neckar-Zeitung am 19./20. Januar 2013. Verschandeln sie unseren Stadtteil und die Südstadt? Oder sind sie sogar quasi „stilbildend”, wie das von Seiten der BIMA und des Studentenwerkes anlässlich einer Begehung so nett formuliert worden war?
Man hat es ja schon fast vergessen, aber vor 9-11 waren die Wohngegenden der Amerikaner grün und nach allen Seiten offen. Kinder spielten auf den Rasen und den Spielplätzen – amerikanische wie deutsche. Dann kamen die Anschläge, die Angst – und die Zäune. Damals empfand man das – bei allem Verständnis – als schlimm. Es war bedrückend, die ehemals offene Römerstraße zu befahren. Der Weg zum Tennisplatz führte nun nicht mehr am Headquarter vorbei, sondern weit außen herum. Unter den misstrauischen Augen deutscher und amerikanischer Sicherheitskräfte mit MGs. Und die Kinder der angrenzenden deutschen Wohngebiete mussten draußen bleiben. Die Anwohner blicken seither auf hohe Gitter.
Man sieht die Zäune nicht mehr. Jedenfalls achtet man kaum noch drauf. Man hat sich gewöhnt. Schön ist es trotzdem nicht. Und es verändert den Charakter der Quartiere. Die Studierenden am Holbeinring – sie wohnen mitten in Rohrbach und doch extern. Der einzige Zugang ist der von der Sickingenstraße, wer von Süden, Westen oder Osten kommt steht immer noch vor meterhohen Gittern. Stilbildend? So reden Leute, die nicht dort wohnen. Weder drinnen noch außen herum.
Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet nun von einer Initiative des Arbeitskreises Konversion der Heidelberger Architektenkammer, der Durchlässigkeit der Zäune fordert und warnend auf Erfahrungen in anderen Städten hinweist. Till Schweizer, Vorsitzender des Arbeitskreises nennt das Hanauer Konversionsprojekt New Argonner. „Der Zaun fällt mit Fertigstellung“, sei im städtebaulichen Vertrag mit dem Investor vereinbart worden. „Dies ist gefährlich, denn dieser Zeitpunkt kann immer weiter nach hinten geschoben werden“, zitiert die RNZ den Architekten. In Hanau sei eine Art Gated Community, ein geschlossener Wohnkomplex mit Zugangsbeschränkungen, Checkpoint und Wachmann, entstanden. Erst nach Protesten wurde der Zaun großenteils doch noch abgebaut.
Schweizer fordert folgerichtig das Entfernen der Zäune am Holbeinring und in der Südstadt. „Würden die angrenzenden Gebiete aus ihrer Randlage befreit”, so zitiert ihn die RNZ, „würde mit ihnen das ganze Umfeld aufgewertet. Aufblühen könnten – nach dem Abzug der Amerikaner – auch die hinter dem US-Hospital gelegenen Wohngebiete im Hasenleiser oder das Gewerbegebiet „Im Bosseldorn“ hinter dem US-Hauptquartier. Die Zaunanlagen müssten nicht unbedingt alle vollständig entfernt, aber in jedem Fall durchbrochen und durchlässig gestaltet werden, fordert der Architekt.” Allenfalls in der Entwicklungszeit könnte es Sinn machen, die Zäune stehen zu lassen – als Schutz gegen Vandalismus und zur Gefahrenvorbeugung.
Architektenkammergruppe und „Bürger für Heidelberg“ veranstalten zwei Radtouren um die Kasernen zum Thema „Zukunft der Zäune”. Diese finden am Freitag, 8. März, um 15.30 Uhr und am Dienstag, 7. Mai, um 9 Uhr statt. Treffpunkt ist die Touristeninformation am Hauptbahnhof Heidelberg.