Gemüsebeete mitten in der Stadt

von Hans-Jürgen Fuchs

Junge Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, Heidelberg nachhaltiger zu machen

von Manuel Selinger

Wer nicht gerade Samstagvormittag Zeit findet, am Rathaus hier in Rohrbach frisches Gemüse aus der Region zu kaufen, dem fällt es im Supermarkt nicht immer leicht, die Herkunft der erworbenen Lebensmittel nachzuvollziehen. Ein kleines Etikett auf dem Kartoffelsack verrät oftmals, dass die Ware aus Übersee eingeschifft wurde, obwohl sie ebenso vom Bauern aus dem Heidelberger Umland hätte stammen können.

Um auf solche Missstände aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für gute Ernährung sowie Saisonalität und Regionalität von Lebensmitteln zu schaffen, hat sich Anfang Dezember die Initiative „Essbares Heidelberg – Gemüsegärten für Dich & Mich“ gegründet.

Bild der Initiatoren

von links nach rechts: Marvin, Ronja, Manuel, Tobias, Julia

Getreu ihrem Namen möchte sie ungenutzte Flächen im Heidelberger Stadtgebiet in repräsentative Anbauflächen für Obst und Gemüse verwandeln. Damit sollen die Themen Ernährung und Nahrungsmittelproduktion stärker in das Blickfeld der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden. Indem sie an Orten mitten im Stadtleben gut sichtbar Nutzpflanzen anbauen, werden andere Menschen dazu ermuntert, über die Vorteile von regionalem Anbau und der damit verbundenen Saisonalität der Produkte nachzudenken.

Die einzelnen kleinen Beete sollen außerdem den Gedanken vermitteln: Selbst zu Gärtnern macht Spaß!

Natürlich heißt das dann auch, dass alle, die sich an diesen Beeten im Alltag erfreuen, von den Leckereien naschen dürfen - wie der Name schon sagt: für Dich und Mich.

Gemüsepflanzen mitten in der Stadt? Geht das überhaupt?

Fläche, auf der angebaut werden sollViele aktive Gruppen in allen Regionen der Erde zeigen, dass landwirtschaftliche Aktivität sehr gut mit einem städtischen Umfeld vereinbar ist. So sind zahlreiche Stadtbauern in Vancouver, Gemeinschaftsgärten in Rio de Janeiro, Do-It-Yourself- Gemüsebauern in Tokio, urbanes Pflanzen in Berlin bis hin zur „Essbaren Stadt“ Andernach in Rheinland-Pfalz Belege dafür, dass unabhängig von Lage oder Größe einer Stadt gemeinschaftliches Gärtnern möglich ist.

Die Heidelberger Initiative kooperiert unter anderem mit Gruppen wie dem dem BUND Heidelberg, dem NABU Heidelberg, der Solidarischen Landwirtschaft Heidelberg, der Lebensmittelinitiative Appel un' Ei, der gemeinnützigen Gärtnerei Wildwuchs und versucht viele einzelne, kleine Flächen zu bepflanzen, um den nachhaltigen Nahrungsmittelanbau Stück für Stück in die Stadt und damit ins Bewusstsein der Bürger zu bringen.
Ab diesem Frühjahr wird man Beete im Stadtgebiet finden können, auch wenn das Projekt erstmal im kleineren Rahmen Fuß fasst. Am 9.März findet in Rohrbach die erste öffentliche Aktion der Gruppe statt: an der Ecke Brechtelstraße / Am Rohrbach wird die erste Fläche umgegraben, um am 23. März bepflanzt werden zu können. Damit  können wir uns auf einen schönen Garten hinter dem REWE freuen, bei dem die PassantInnen herzlich eingeladen sind, über den Zaun zu greifen.

Die bisher aus ungefähr zehn engagierten HeidelbergerInnen bestehende Gruppe kann im Rahmen ihrer Möglichkeiten bisher nur wenige Flächen bewirtschaften und freut sich daher auf viele MithelferInnen. Je mehr Flächen bewirtschaftet werden, desto stärker verbreitet sich der Gedanke: nicht nur der Konsum, sondern auch die Herstellung von Lebensmitteln kann Teil unseres Alltags werden - und das nicht nur auf dem Bauernhof, sondern auch in der Stadt.

Dann kann sich auch der Einkauf von Lebensmitteln aus Übersee auf das Nötigste beschränken. Und das Etikett auf dem Kartoffelsack muss ebenso nicht mehr gesucht und mühevoll entziffert werden – Gemüse, das vor der Haustüre wächst, braucht nämlich kein Etikett.

Essbares Heidelberg – Gemüsegärten für dich & mich
Internet: www.essbaresheidelberg.wordpress.com
Mail & Anmeldung zum monatlichen Newsletter: essbaresHeidelberg@gmx.de
Facebook: Essbares Heidelberg
Regelmäßige Treffen: Termine werden auf dem Blog veröffentlicht

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