Ein Zaun um die IGH?

von Hans-Jürgen Fuchs

Der Bezirksbeirat Rohrbach beriet

26.6.2013

Ein 1,80 Meter hoher weißer Drahgitterzaun soll die IGH umgeben und damit künftig Zustände abstellen, die Schulleiter Werner Giese, Lehrer und Eltern auf die Palme bringen. Jeden Morgen, so hieß es, vor allem nach Wochenenden, hätten die Hausmeister z. T. Stunden zu tun, die Hinterlassenschaften von Jugendlichen zu beseitigen, die sich abends und nachts dort aufgehalten, Müll produziert und zurück gelassen hätten. Von Schnapsflaschen, Kondomen, Spritzen und Damenunterwäsche war die Rede. Die Schule habe zudem immer wieder das Problem, dass häufig auch tagsüber schulfremde Personen auf dem Gelände wären oder Schüler entgegen der Schulordnung das Schulgebiet verließen. Ein Zaun würde hier, auch rechtlich, klare Verhältnisse schaffen. 

Die Gegenseite forderte von der Stadtverwaltung die Prüfung von Alternativen, die in Relation zu den Kosten des Zaunes gesetzt werden sollten. In einem Antrag der Grünen wurde zudem gefordert, Bürgerinnen und Bürger noch in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und in der Sitzung Details des geplanten Zaunes zu nennen.

In der Diskussion wurde u. a. die Frage gestellt, ob die Einzäunung der IGH nicht lediglich das Problem verlagern würde und deshalb möglicherweise ein Wachdienst die bessere Lösung wäre. Vertreter der SPD forderten ein weiter gehendes Konzept (Quartiermanagement). Ein Zaun würde, so hieß es, den offenen Charakter der Schule einschränken. vVele Räte monierten zudem, dass die Stadt Alternativen nicht wirklich geprüft und vorgelegt habe.

Andererseits gab es auch im Bezirksbeirat viele Stimmen, die mit Bauchschmerzen feststellten, dass es eigentlich keine Alternativen gäbe. Es sei Aufgabe der Stadt, nicht nur die Schüler zu schützen, sondern auch das Gebäude, das gerade mit einem sehr hohen Finanzaufwand renoviert werde.

Herr Brühl vom Amt für Schule und Bildung wies darauf hin, dass die öffentliche Nutzung des Geländes nach Fertigstellung des Zaunes an die Nutzungsbestimmungen der Stadt für Schulgelände gebunden sein wird. D.h. es wird täglich von mindestens 8:00 bis 22:00 Uhr offen sein. An Sonn- und Feiertagen sei aber von 13:00 bis 15:00 Uhr eine Ruhezeit vorgeschrieben. Diese Öffnungszeiten werden von der GGH garantiert. 

Herr Brühl betonte auch, es seien in der Vorlage zu Bezirksbeiratssitzung keine Alternativen benannt worden, weil es eigentlich keine gäbe. Der Zaun sei von der Schule mit großer Mehrheit gewünscht und sein Bau sei von der Stadt deshalb bereits beauftragt, die GGH also daran gebunden.

Der Bezirksbeirat stimmte schließlich der Umzäunung mit der Vorgabe zu, dass die Öffnungszeiten des Geländes garantiert werden und der Zaun wo möglich begrünt wird um zumindest optisch die Barrierewirkung zu mindern.

Die Problematik der Probleme mit Jugendgruppen im Hasenleiser soll in der nächsten BBR-Sitzung noch einmal aufgegriffen werden, unter dem Schwerpunkt: Kriminalität und Prävention. Dazu sollen neben der Polizei, u.a. auch Schulsozialarbeiter und auch Vertreter des Jugendzentrums eingeladen werden.

Thema der nächsten Sitzung sollen auch die Rohrbacher Konversionsflächen sein, vor allem das Hospital. Es ist gut, dass der BBR damit einen Schwerpunkt auf den Hasenleiser setzt ...

Kommentare

Vielleicht ist der Zaun um die IGH aufgrund der unhaltbaren Zustände jetzt notwendig, aber es sollte uns klar sein, dass wir mit der Einzäunung eigentlich vor dem sozialen Problem kapitulieren. Die Jugendlichen werden woanders hin gehen, das Problem wird sich verlagern. man kann soziale Probleme mit baulichen Maßnahmen vielleicht verlagern, bestenfalls abmildern, aber nicht lösen.

Hans-Jürgen Fuchs (Bezirksbeirat für den Stadtteilverein)



„Das sein bestimmt das Bewusstsein" sagte Karl-Marx zu Recht. Wenn Schüler morgens durch ein doppeltes 1,80m hohes Zauntor zur Schule gehen sollen, werden sie sich auch so fühlen. Wenn zum Schwimmbad ein Weg führt, der schmäler ist als der Zaun daneben hoch ist, wird man sich so fühlen und nicht mehr ins Schwimmbad gehen. Ja, die Schule hat Recht, ein Zaun wirkt abschreckend für fremde Personen. Es werden sich weniger Fremde auf dem Schulgelände aufhalten. Aber auch die Schüler die dort sind werden sich nicht mehr so wohl fühlen. Es gäbe Alternativen aber die Schulleitung und die Verwaltung weigert sich darüber nachzudenken, da eh schon alles beschlossen ist. Der Bezirksbeirat wurde nicht gefragt und auf Nachfragen beschuldigt Gerüchte in die Welt zu setzen, bzw. dies den Stadtteil nichts anginge. Auch so kann Bürgerbeteiligung aussehen.

Stefan Richter (Bezirksbeirat, Bündnis 90/Die Grünen)



Zwei Gründe hatte unser Antrag. Erstens sollte die Öffentlichkeit endlich über diese unserer Meinung nach beachtliche Veränderung im Stadtteil informiert werden. Und zweitens wollten wir wissen, ob ein Zaun wirklich alternativlos sein soll. Der erste Punkt ist geglückt, jetzt wissen alle Bescheid, die sich für dieses Thema interessieren. Und viele Bezirksbeiräte sind ins Nachdenken darüber gekommen, wo die Ursachen für Vandalismus wohl liegen könnten und ob man präventiv tätig werden müsste.
Der zweite Punkt stimmt uns traurig, da die Vorlage der Stadt einmal mehr gezeigt hat, dass niemand im Amt für Schule und Bildung sich die Mühe gemacht hat, Alternativen zu prüfen. Man hätte zum Beispiel einen Ideenwettbewerb im Stadtteil und in der Schule ausrufen können. Ein solches gemeinsames Projekt hätte sicherlich völlig neue Möglichkeiten aufgezeigt.
Für Leute mit kriminellen Energien wird es ein  leichtes sein, über den Zaun zu klettern, vor allem mit der Sicherheit, zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr ungestört ihr Unwesen treiben zu können. Noch betroffener macht uns aber, dass ausgerechnet Pädagogen einer Friedensschule nichts anderes einfällt, als sich durch einen Zaun von ihrer Umgebung abzuschotten. Wie schade!

Beate Deckwart-Boller

Stadträtin, Bündnis 90/Die Grünen


Zurück