"Lily & Co." - Celtic, Country und Blues
in der Reihe „Licht in der Dunkelheit” (2. Februar 2015)
von Ludwig Schmidt-Herb | Fotos: Hans-Jürgen Fuchs / Raabe Hackbusch
"Licht in der Dunkelheit" – wieder einmal hat sich der Anspruch erfüllt, Licht in die Dunkelheit des Winters zu bringen, einen Leuchtpunkt zu setzen, der mehr ist als der verlogene Glanz und Glimmer der überlichtigen Weihnachtswochen.
Zum 14. Mal hat der "punker.ev" dieses Jahr eingeladen, und nach den Jazz- und Gospelklängen, Chor- und Bläserensembles, Gittaristen und Liedermachern der letzten Jahre war für dieses Jahr eine "englische Familienband aus Heidelberg" angekündigt: "Lily & Co.". Mit "Celtic, Country und Blues". Nun, das versprach musikalischen Genuß pur.
Also habe ich mich auch heuer wieder auf den Weg gemacht, hinauf zur Melanchthonkirche, die zu besuchen uns Rohrbachern bisher immer die Mühe des Anstiegs wert war. Schon auf den Treppen empfangen mich erste Lichtpunkte, Kerzen zu beiden Seiten jeder Stufe, und auch drinnen sind alle Bankreihen mit Lichtern geschmückt. Vorne vor dem Altar sind mindestens 20 Instrumente bereitgelegt, diverse Geigen, Gitarren, Flöten, Trommeln, ein Cello, eine Melodica. Wieviele Leute sollen hier heute auftreten? Auf dem Plakat stand, vier: ein Mutter und ihre drei Töchter. Na, dann lassen wir uns mal überraschen.
Da spricht mich Claudia an und fragt mich, ob ich nicht einen kleinen Bericht für den Punker schreiben könne. Ich zögere etwas, denn darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich habe weder Block noch Stift bei mir. "Das schaffst du auch so", ermutigt mich Claudia, und so sage ich "ja". Und nun tritt auch schon Anne Kloos nach vorne, begrüßt die Anwesenden
und stellt die Musiker vor: Julia Vardigans, eine Engländerin, die seit Jahrzehnten in Heidelberg lebt, und ihre Töchter Sophie und Lily – leider sei die dritte Tochter Amy diesmal nicht dabei, da sie gerade auf Reisen "in der Welt" sei. Also werden all die vielen Instrumente von nur drei Leuten gespielt. Das macht neugierig und lässt auf Abwechslung und Vielfalt hoffen.
Jetzt kommen auch die drei Musikerinnen zu ihren Instrumenten und setzen sich, Tochter Sophie links und Mutter Julia in der Mitte auf ihre Stühle, Tochter Liliy rechts auf eine "Cajón" genannte Sitztrommel. Leider kann ich die drei nun kaum mehr sehen, obwohl ich ziemlich weit vorne sitze. Sie hätten sich wohl besser weiter oben auf die Altarstufen setzen sollen. Aber was solls, denke ich, es geht ja um die Musik. Julia spricht einige einleitende Sätze, von denen ich so gut wie nichts verstehe, auch als sie näher ans Mikrkofon geht, und wieder denke ich, was solls, Hauptsache, die Musik ist gut.
Und das ist sie dann auch. Und wie gut die Musik ist, die die drei nun spielen! Ihre Stücke wechseln von amerikanischen Country-Klängen zu irischen Tänzen, von schwarzen Blues-Balladen bis zum barocken Kanon. Und bei der Akustik im Raum geht kein Ton verloren.
Sophie ist eine begnadete Geigerin und Fiddlerin, die ihre Finger so mühelos über das Griffbrett huschen und den Bogen so schnell über die Saiten gleiten lässt, dass es eine Freude ist, ihr zuzuhören. Zwischendurch greift sie aber auch mal zur Gitarre oder zur Flöte. Lily bezaubert durch ihre Vielfalt und Anmut. Egal, ob sie nun trommelt, flötet, geigt oder zupft, immer lächelt sie, als ob sie das, was sie da gerade spielt, zum erstenmal spielen wüde.
Und Mutter Julia sitzt in der Mitte, hält die Fäden zusammen und verteilt die Einsätze, erklärt bisweilen die Instrumente und deren Eigenart, moderiert über Entstehung und Herkunft der Stücke und sorgt mit ihrem Humor dafür, dass das Konzert neben seiner musikalischen auch unterhaltende Qualität erhält. Auch sie spielt alle Instrumente, aber am
Cello ist sie die Meisterin. Nur schade, dass vieles von dem, was sie sagt, nicht zu verstehen ist.
Zwei Stücke, die etwas aus dem Rahmen fallen, gefallen mir besonders gut an diesem Abend: In dem einen Stück singen die drei, ohne Begleitung von Instrumenten, schön und klar, eine einfache Melodie, aber überaus anmutig im
dreistimmigen Satz. Es klingt so, wie ich mir Engelsgesang im Himmel vorstelle. Davon hätte ich gerne noch mehr gehört. Das andere Stück ist ein "Hit", ein schon tausendmal gehörter Barock-Klassiker, und ich bewundere den Mut der drei, ihn in dieses Programm aufzunehmen: es ist der berühmte "Kanon" des Nürnberger Barockkomponisten Johann Pachelbel. Ursprünglich gesetzt für vier Stimmen, spielen sie ihn hier mit nur zwei Violinen und einem Cello,
aber es gelingt ihnen, ihn klingen zu lassen, als ob ein da ganzes Orchester sitzen würde. Alle Achtung! Das beweist großes Können. Und zeugt von qualifizierter musikalischer Basis.
Zum Schluß bei den Zugaben zeigt besonders Sophie nochmal ihr Können beim Fiddeln: sie spielt die irischen Weisen mit solcher Hingabe und Brillanz, dass es mich nicht wundern würde, wenn die Leute jetzt aufstünden und anfingen zu tanzen. Da stehen auch tatsächlich alle auf, aber nur, um stehend zu applaudieren.
Beim Ausgang möchte ich mir - als Gedächtnisstütze zum Nachhören und Erinnern beim Schreiben dieses Berichts – die CD kaufen, auf der einige der heute gehörten Stücke drauf sind. Aber leider sind, als ich dort ankomme, alle CDs schon ausverkauft. So muss ich mich halt jetzt an das halten, was mir in Erinnerung geblieben ist. Und das ist alles in allem
- viel Schönes!
Licht in der Dunkelheit spendet dem AK Asyl
Bericht: Raabe Hackbusch / Foto: Johannes Hoffmann
Zum 14. Mal fand die vom Verein „ der punker e.v.“ organisierte Veranstaltung „ Licht in der Dunkelheit“ in der Melanchthon- Kirche in Rohrbach statt. Wir danken Julia Vardigans und ihren Töchtern für die wunderbare Musik und der Melanchthon- Gemeinde dafür, dass sie wieder die Kirche für den guten Zweck zur Verfügung stellte.
Der Erlös von 800 Euro geht dieses Jahr aus aktuellem Anlass an den Asyl-AK Heidelberg.
Im Bild: Dörte Pommerien und Rosemarie Raabe Hackbusch vom Verein „der punker“, Frau Mayer- Spraul ( Pfarrerin) und Frau Orietta Angelucci von Bogdandy vom AK Asyl Heidelberg.