Mons Piri

Wanderung zum Mons Piri ...

(Juni 2005)

von Claudia Rink

2005 ist ein Römerjahr. Landauf landab wird dies mit Führungen, Vorträgen und allerlei interessanten Veranstaltungen gefeiert. Auf Anregung des Heidelberger Geschichtsvereins will sich nun auch Rohrbach in Form einer Führung in diesen Veranstaltungsreigen einreihen.

Grund dazu gibt es, denn spätestens seit dem Aufsatz von Klaus Schmich, erschienen im Heidelberger Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 2003/04, kann sich Rohrbach, eines geschichtsträchtigen Berges, den seit Römerzeiten bekannten „mons piri”, rühmen. Seit Generationen ist heiß umstritten, wer diesen Berg für sich beanspruchen darf oder kann: Ist es Neuenheim mit dem Heiligenberg oder Heidelberg mit der Molkenkur, sind es die Orte Sinsheim-Dühren, Stettfeld oder gar Wiesloch? Dass der Ort im unteren Neckarraum zu suchen ist, wird jedoch kaum bezweifelt.

Um den geneigten punker-Leser ins Bild zu setzen: 260 n. Chr. hatten die Römer die Gebiete rechts des Rheins aufgegeben und den Alemannen überlassen. 369 stießen römische Truppen vertragswidrig nach Osten vor, um auf dem „mons piri” eine Befestigung anzulegen. Noch während der Schanzarbeiten rieben alemannische Krieger die römische Einheit auf. Diesen Feldzug und die Örtlichkeit hat der Schriftsteller Ammianus Marcellinus recht genau beschrieben, dennoch ist die Lage des „mons piri” bis heute nicht geklärt. Sehr überzeugend stellt nun Schmich den Häuselsberg oberhalb von Rohrbach als Ort des spätrömischen Geschehens vor. Dort gibt es bisher nicht gedeutete Erdwälle, auf einigen Karten „Alte Schanze” genannt, auch der Name „Bierhelder Hof” ist bis heute nicht zufriedenstellend erklärt. Diese „Offenheit” läßt somit Raum für eine weitere Auslegung.

Schmichs Erklärung ist bestechend, wenn er sagt: „Die Steilhänge eines Mons Piri könnten auch als Halden bezeichnet werden, ein in dieser Gegend keineswegs unbekannter Begriff. Aber auch der flacher geneigte Osthang des gesamten Häuselsberg-Rückens, an deren Fuß der Hof liegt, kann mit Halde bezeichnet werden. Pirihalden würden somit einen „Pirihälder Hof”, heute Bierhelder Hof erlauben.”
Ferner stellt er sehr einleuchtend dar, dass Wiesloch nicht in Frage kommen kann, da mons zweifellos Berg bedeutet, die der Forscher dort jedoch vergeblich sucht, da Wiesloch allenfalls von Hügel (collis) umgeben ist.

Ob das Wort piri nun eine wohlschmeckende Obstsorte mit Namen Birne bezeichnet, was Schmich bezweifelt, da es in diesem Fall Mons Pirorum heißen müsse oder ein Personenname „besser” einen Mons Piri, einen Berg des Pirus ergeben würde, wird weiter zu enträtseln sein.

... Stau im Wald

(18. Juni 2005)

von Hans-Jürgen Fuchs

Nein, nicht der geplanten Erdgasleitung galt das Interesse der Menschen, die am 18. Juni 2004 den Berg hoch stiefelten und manchen Jogger verwunderten. Der Mons Piri hatte sie hierher gelockt, oder besser: Die Aussicht, von Hans-Martin Mumm gelehrige Auskunft darüber zu erhalten, ob er nun in Rohrbach ... oder auch nicht.

Keine Erdgasdemo, sondern geschichtrlich interessierte Zeitgenossinnen und -genossen ...

Mumm führte von Station zu Station und erläuterte jeweils weitere Details zu den im Wald sichtbaren Wällen - wie in einer richtigen Fortsetzungsgeschichte.

Der Wall ...

Was auch heißt, dass es kein Ende geben darf. Oder genauer: Das Ende bedarf eines Cliffhangers, der gespannt macht auf die Fortsetzung. Und so vermied es Hans-Martin Mumm auch, sich festzulegen. Nein, von Tilly seien die Wälle wohl nicht, sie wirkten schon römisch, so ganz 100% stimme die Lage aber wiederum nicht mit der Beschreibung des Ammianus Marcellinus überein. Mumm, sonst eher auf Exaktheit bestehend, blieb höchst vergnügt zwischen den Thesen.

Hans-Martin Mumm und mehrere Damen, eine lächelnd, eine gähnend, eine skeptisch blickend

Wir wissen nicht, ob die Dame niest oder gähnt. Am Mons Piri und den Mummschen Erläuterungen lag's jedenfalls nicht.

Eine interessante, kurzweilige und schweißtreibende Führung also, nach der man die diversen Furchen, Aufwallungen und Ausbeulungen im Wald mit anderen Augen ansieht: Als Falten im Mantel der Geschichte. Quasi.

Der Beweis: Mons Piri ist in Rohrbach zuhause. Zumindest beim Stadtteilfrühstück.