Kerwe 2016
Offener Brief zur Wiedereinführung der Schlumbelverbrennung zum Abschluss der Rohrbacher Kerwe
Ein kritischer Kommentar von Valentina Schenk
Im vergangenen Jahr hat der Stadtteilverein beschlossen, das Kerwe-Kätsche, so wurde die Dame nämlich bis vor ein paar Jahren genannt, nicht weiter zu verbrennen. Das wurde mit gutem Grund beschlossen, denn es handelt sich dabei, um das Verbrennen einer menschlichen Figur, Symbolik hin oder her - auch unabhängig von ihrem Geschlecht- wobei wäre ein Kerwe-Schlumbler denkbar?
Die Frau soll nun am Kerwe-Montag wieder mit großem Getöse und als Gaudi, oder ironisch inszeniert, am Rathaus abgeholt werden, dann durch eine Strohpuppe ersetzt, zum Kerweende verbrannt werden. Traditionen werden gelebt, verändern sich, müssen stimmig sein.
Vor ein paar Jahren gab es keine Wasser-Wein-Weiber bei der Rohrbacher Kerwe, sie bereichern sie nun, schön, dass sie zur Tradition werden. Auch die Tradition der Kerweborscht hat sich verändert, aus Mangel an Bewerbern haben wir nur noch einen, haben aber eine engagierte Kerwe-Magd dazu bekommen. Die Rohrbacher Kerwe findet über drei Tage statt. Es gibt den Zug, die Redd, Musik, den ökomenischen Gottesdienst, den Kälbles-Tanz ohne Kalb, eine andere Art der Kerweborschd als früher, das heißt wir bewegen uns die ganze Zeit.
Teilweise, weil Aktive fehlen, teilweise weil wir Traditionen nicht mehr angemessen finden. Mit ein wenig Fantasie können wir einen fröhlichen Kerweausgang gestalten, der ohne das Verbrennen einer menschlichen Figur als Gaudi auskommt. Diejenigen unter Ihnen, die nun denken, der Schneemann wird doch beim Sommertagszug auch verbrannt, möchte ich daran erinnern, dass das nun wirklich die Verbrennung von (Papier-)Schnee zum Winterende darstellt.
Diejenigen die denken "Ah, da ist sie wieder, so eine Gutmenschin, die ihren moralischen Zeigefinger erhebt" denen möchte ich sagen, wollen wir nicht alle gute Menschen sein, die in moralischen Kategorien leben?
Ich engagiere mich nun seit fast 25 Jahren in und für Rohrbach- mal unkonventionell, mal traditionell- und ich frage die Menschen, die mit JA für die Schlumbelverbrennung gestimmt haben, hängt das Wohl und Weh unserer Kerwe von diesem Brauch ab und was bedienen wir mit dieser rückwärts -gewandten Tradition?