Brennpunkt Rohrbach: Wer braucht die Sickingenbrücke?

(26. April 2001)

von Gernot Hois

Eines war nach dem zweiten Brennpunkt Rohrbach »Wer braucht die Sickingenbrücke?« am 26. April 2001 klar: Eine Einigung zum Thema wird es nicht geben. Die Befürworter sehen die Sickingenbrücke als Lösung für die momentanen und zukünftigen Verkehrsprobleme, während die Brücke für die Gegner nur mehr Verkehr hervorbringt.

Aber erst einmal der Reihe nach. Über 50 Gäste waren an diesem Abend der Einladung des »punker« gefolgt. Fünf Stadträte, Irmtraud Spinnler, Christian Weiß und Peter Hohlschuh von der GAL, Karl Emer von der SPD und Klaus Weirich von der CDU versorgten die Anwesenden im weiteren Diskussionsverlauf mit sachlichen und kompetenten Informationen und Sichtweisen zum Thema. Einzig die Rathauspartei der "Heidelberger" war, wie üblich, nicht erschienen. Hans Jürgen Fuchs, Bezirksbeirat der GAL und Redakteur des »punker« begrüßte die Gäste und moderierte den weiteren Verlauf des Abends. Wie schon Tradition, wurden die Anwesenden mit einer Multimediapräsentation von Gernot Hois über die verkehrlichen Auswirkungen der Sickingenbrücke auf einen gleichen Informationsstand gebracht. Hierbei wurde schnell klar, das die Sickingenbrücke mehr als zwei Seiten hat. Das zeigte sich auch bei den ersten beiden Redner zu diesem Thema.

Bernd Frauenfeld, 1. Vorsitzender des Stadtteilvereins Rohrbach, wies zunächst - und im Verlauf des Abends wiederholt - darauf hin, das er als Privatperson spräche, nicht in seiner Funktion Vorsitzender des Stadtteilvereins. Ihm gehe es vor allem um den Vorteil Rohrbachs. Unter Ignorieren der Datenlage, d.h. der Berechnungen der Stadt Heidelberg über die verkehrlichen Auswirkungen, stellte er fest, dass der Bau der Sickingenbrücke notwendig sei, um Rohrbach zu entlasten. Mit der Bebauung des Furukawageländes entstehe in Rohrbach quasi ein Stadtteil im Stadtteil der zwangsläufig jede Menge Verkehr mit sich ziehe.

Doris Solbrig, Interessengemeinschaft Franzosengewann/ Heidelberg-Kirchheim zeigte sich von der Idee der Sickingenbrücke wenig angetan. Mit einem solchem Bau würde das Franzosengewann von Kirchheim abge-schnitten und bekäme einen Ghettocharakter. Zudem würde die Lebensqualität in Kirchheim durch die Zerstörung wertvoller Grünflächen beeinträchtigt. Sie forderte, dort eine Lösung zu suchen, wo das Verkehrsproblem entsteht, nämlich in Rohrbach selbst. Ihr Vorschlag, einen Tunnel am Rohrbach Markt zu bauen wurde von allen Parteien unterstützt.

Aus diesen beiden Stellungnahmen kamen die nötigen Impulse für die weitere Diskussion, in die sich die Gäste einbrachten. In zum Teil hitzigem Debatten wurde über den Sinn und Unsinn der Brücke diskutiert.. Das Projekt würde die Sickingenstraße vom Eichendorffplatz bis zur Schwetzingerstraße in eine neue Hauptverkehrsachse in Ost-West-Richtung verwandeln. Die großen Verlierer wären das Franzosengewann, sowie die Anwohner der Sickingenstraße. Eine deutliche Entlastung brächte die Sickingenbrücke nur der Bürgerbrücke mit deren Sanie-rung in diesem Jahr begonnen wird.

Ingolf Hetzel, GAL-Bezirksbeirat, schlug den Bogen und forderte eine verkehrliche Ringumschließung des Furukawageländes. Hier seien aber die Fundamente der zukünftigen Autobrücke im Weg. Der Vorschlag, die Sickingenbrücke aus dem Bebauungsplan zu nehmen um statt dessen eine Rad- und Fußwegbrücke zu errichten, fand zwar nicht ungeteilte Zustimmung, wurde aber als eine alternative Möglichkeit von der Mehrzahl der An-wesenden in Betracht gezogen.

Es zeigte sich deutlich, dass an diesem Abend zwei grundlegend verschiedene Verkehrsbilder aufeinander trafen. Der Tenor der Einen: "die Brücke muss her, denn der Verkehr muss fließen, koste es was es wolle". "Das wir die Verkehrsprobleme lösen müssen mag zwar richtig sein", so die Antagonisten, "aber nicht um jeden Preis". Es müssen ernsthaft Alternativen zur Sickingenbrücke im Dialog mit allen Beteiligten und vor allen mit allen Betroffenen gesucht werden. Dies erfordert ein gründliches Nachdenken, wie Karl Emer, Stadtrat der SPD richtig sagte.

Wie erwartet, hat es eine Lösung an diesem Abend nicht gegeben. Aber der eigentliche Zweck, zu informieren und die Beteiligten ins Gespräch miteinander zu bringen wurde sicher erreicht.

 

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